Land schafft Leben „macht Schule“
07.09.2018
Wir haben es geschafft, die Medienzentren Oberösterreichs und Tirols haben unsere Land schafft Leben Videos sowie Bildmaterial zu den einzelnen Lebensmitteln online gestellt. Somit können ab sofort alle Oberösterreichischen und Tiroler Pädagoginnen & Pädagogen darauf zugreifen! Mit den Medienzentren der anderen Bundesländer sind wir in Gesprächen. Das ist ein großartiger Erfolg für unsere Arbeit. Und das ist ein schöner Hoffnungsstreif am Horizont für die heimische Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion.
Warum...
… uns mit dem „Schritt in die Schulen“ der meiner Meinung nach bislang wichtigste, weil zukunftsweisendste Erfolg geglückt ist, möchte ich etwas weiter unten ausführen. Begleitet von der Hoffnung, dass wir mit unserem Angebot bei den Pädagogen auf offene Türen stoßen. Denn ein Angebot ist zunächst nur ein Angebot. Damit es Früchte trägt, müssen die Lehrer auch darauf zurückgreifen. Ich darf also an dieser Stelle eine Empfehlung speziell an alle Lehrenden richten: Schaut rein in unsere Videos und Bild- und Textbeiträge. Sie sind jetzt einmal von der Oberösterreichischen udn Tiroler Landesbildstelle sozusagen abgesegnet und für tauglich befunden. Wir sind zuversichtlich, dass wir bald in allen Bundesländern Schule machen werden. Helft mit, dass eine Generation heranwächst, die sich nicht wie die jetzige zwischen die Stühle von wirklichkeitsferner Werbung und einseitiger Fehlinformation setzen muss, wenn es um das zentrale Thema der Lebensmittelproduktion geht!
Ich darf also an dieser Stelle eine Empfehlung speziell an alle Lehrenden richten: Schaut rein in unsere Videos und Bild- und Textbeiträge.
Was meine ich damit: Der Durchschnittskonsument wird von Bildern moderner landwirtschaftlicher Praktiken fast immer überfordert sein. Diese laufen meist entweder auf Skandalisierung oder – genauso wenig dienlich in nachhaltiger Hinsicht – auf Verharmlosung konkreter Probleme und wenig glaubwürdiger „Behübschung“ der landwirtschaftlichen Praxis hinaus. Unter Verwendung entsprechend suggestiver Bilder. Und solche lassen sich unschwer finden. Diese sollen ja dazu dienen, ihn, den landwirtschaftlich unbeleckten Konsumenten schnell für ein „Problemfeld zu sensibilisieren“. Entsprechend emotional inszeniert sind sie denn auch in aller Regel, wozu musikalische Unterlegung und entsprechende Kommentare das ihre beitragen. Er kennt bisher in aller Regel nur die Werbebilder und -botschaften. Jetzt wird er plötzlich mit solchen konfrontiert, die dazu einen gedanklich zunächst nicht aufzulösenden Widerspruch darstellen. Es bleibt dem Medien-Konsumenten in dieser Situation eigentlich nur die Wahl einer dieser beiden Darstellungen sein Auge, Ohr und seinen Glauben zu schenken. Nichts wird ihm an die Hand gegeben, zwischen diesen beiden zu vermitteln. Oder aber, und das wird der häufigste Fall sein, der Konsument ist verwirrt. Und weil verwirrt, wendet er sich völlig von all diesen Themenfeldern ab, obwohl sie ihn wie kaum etwas anderes betreffen. Essen muss er schließlich jeden Tag.
Je weniger sich der Konsument „um all diese Dinge kümmert“, desto weniger wird ihn ganz allgemein interessieren, woher sein Essen kommt, wer es unter welchen Rahmenbedingungen wie herstellt.
Das Resultat ist für den Konsumenten unbefriedigend. Für die Bauern aber ist es von geradezu existentieller Bedrohung. Je weniger sich der Konsument „um all diese Dinge kümmert“, je weniger Interesse daran von seiner Seite kultiviert wird, desto weniger wird ihn ganz allgemein interessieren, woher sein Essen kommt, wer es unter welchen Rahmenbedingungen wie herstellt. Genau diese für Bauern langfristig gesehen überlebenswichtige Interesse vonseiten des Konsumenten beabsichtigen wir mit unseren Beiträgen zu wecken. Genau in diese unselige Kluft hinein zwischen dem, der isst und dem, der das Essen macht, stellen wir unser Angebot.
Und falls ich jetzt deine Neugier geweckt habe, wiederhole ich an dieser Stelle noch einmal meine anfängliche Aufforderung vor allem an dich als Lehernde(n): Schau hinein! Und wenn du meinen bisherigen Gedankengängen danach noch immer etwas abgewinnen kannst, dann teile anderen, seien es Berufsskollegen oder nicht, doch von uns mit.
Die Macht der frühen Bilder und Eindrücke
„Was Hänschen nicht lernt…“ ich muss den Satz nicht vervollständigen, jeder weiß wie er endet, jeder weiß, was er sagen will. Je früher im Leben Eindrücke, Bilder, Erzählungen, Unterweisungen auf die sich entwickelnde Psyche treffen, umso eher und stärker wirken sie bewusstseinsbildend und damit nachhaltig. Erwachsene auch nur punktuell „umzuerziehen“ ist ein schwieriges und langwieriges Geschäft – ich weiß wovon ich rede, weil ich jahrelang in der „Erwachsenenbildung“ tätig war. Und ich weiß auch, dass meine eigenen frühkindlichen Eindrücke vom Bauernhof nebenan, der mir ein zweites Zuhause war, so viel nachhaltiger wirken, als dass irgendeine Werbung oder ideologische gefärbte Darstellung, der ich in meinem bisherigen Leben ausgesetzt war, daran grundsätzlich etwas ändern hätten können. Dabei war dort nicht alles Idylle und besser als heute, auch wenn es sich um einen „Bilderbuchbauernhof“ mit allem möglichen Getier in der kleinen Form gehandelt hat, wie er heute kaum mehr anzutreffen ist. Tiere wurden am Hof geschlachtet und, ja, mitunter auch „geschlagen“, bzw. halt mit einem Stock getrieben. Als Kind hatte ich ein untrügliches Gespür dafür, wann der vielleicht punktuell gestresste Bauer, es damit übertrieb, was die absolute Ausnahme war und wann er den Stock mit Maß und Ziel einsetze. (Zumeist brauchte er diesen gar nicht, damit keine Missverständnisse aufkommen.) Man mag mir das glauben oder nicht, man mag mir entgegnen, Tiere dürfen nie „geschlagen“ werden, man mag mir jede Empathie absprechen, wenn ich ein „untrügliches Gespür für das Maß“ mir hier rückblickend zuspreche: Es wird nichts daran ändern, wie ich es damals wahrgenommen und bis heute als gültigen Maßstab für mich abgespeichert habe.
Ein in der frühen Kindheit bereits gewecktes Grundverständnis für die bäuerliche Arbeit fehlt heute beinah vollständig.
Was will ich damit sagen: Ich hatte die privilegierte Situation sehr früh in meinem Leben mit einer damals weit verbreiteten Spielart bäuerlicher Produktion in enge, sehr enge Berührung zu kommen; ein Grundverständnis zu entwickeln, welches mich noch heute begleitet, wenn mir Landwirtschaft in ihrem zeitgemäßen Gewand begegnet. Damit will ich nicht sagen, dass mir immer gefällt, was ich sehe – oh, bei weitem nicht. Darum geht es nicht, und es soll und darf und muss sich in der Landwirtschaft noch vieles ändern und besser werden. Das tut es aber umso weniger, je weniger Bauern das Gefühl haben bei Konsumenten auf ein Grundverständnis ihrem Tun gegenüber zu stoßen. Dieses in der frühen Kindheit bereits geweckte Grundverständnis fehlt heute beinah vollständig, von den wenigen Bauernkinder einmal abgesehen. Nicht, dass ich glauben würde, wir könnten mit unseren Videos und anderem Unterrichtsmaterial einen vollwertigen Ersatz dafür anbieten. Aber ich glaube sehr wohl, dass damit, pädagogisch gut aufbereitet und begleitet, ein erster entscheidender Anstoß in diese Richtung gemacht werden kann.
Dieser Beitrag erscheint in leicht adaptierter Form im Rahmen einer Kooperation in der Printausgabe Nr. 38 des Bayerischen Landwirtschaflichen Wochenblatts.