Zucker aus Österreich
Ein Österreicher verbraucht bei leicht sinkender Tendenz im Schnitt 30 Kilo Zucker pro Jahr, inklusive verarbeiteter Ware wie Süßigkeiten und Limonaden. Zucker kann man aus unterschiedlichen Pflanzen gewinnen. Während die restliche Welt hauptsächlich auf Zuckerrohr setzt, baut Europa Zuckerrüben an. Rein chemisch gibt es im Endprodukt keine Unterschiede, in der Erzeugung sehr wohl, vor allem in der Landwirtschaft.
Österreichs Rübenbauern bauen immer mehrere Ackerkulturen an, nie nur Zuckerrüben. Sie bewirtschaften im Schnitt weniger als die Hälfte wie Bauern in den EU-Hauptanbauländern Frankreich und Deutschland. Das in der Öffentlichkeit hochemotional diskutierte Glyphosat spielt zu einem Zeitpunkt im Rübenanbau eine wichtige Rolle. Vor der Aussaat verhindert es, dass Unkraut wächst oder der Boden mechanisch bearbeitet werden muss. 2021 wurden fünf Prozent der heimischen Rübenflächen biologisch bewirtschaftet. Auch hier liegen die Unterschiede nur in der Erzeugung, nicht in der chemischen Zusammensetzung des Endproduktes.
Zwei Zuckerfabriken von einem Unternehmen verarbeiten die heimischen Rüben. Sie erzeugen so viel Zucker, dass der Bedarf der Bevölkerung problemlos gedeckt werden kann. In verarbeiteten Lebensmitteln, wo die Herkunft in der Wahrnehmung vieler Konsumentinnen und Konsumenten keine Rolle spielt, landet dennoch oft Zucker vom Weltmarkt. Ein Überangebot an europäischem Zucker wurde bis zum Anbaujahr 2016 durch die so genannte “Zuckerquote” weitgehend verhindert. Die EU ließ diese Quote mit September 2017 auslaufen. Das und eine gute Ernte in Europa hat zur Erntezeit im Herbst 2017 zu einem massiven Preisverfall beigetragen. 2018 und 2019 bauten Österreichs Bäuerinnen und Bauern jeweils viel weniger Rüben an als im Jahr davor. Bäuerinnen, Bauern und Verarbeiterinnen und Verarbeiter sorgten sich um die Zukunft der österreichischen Zuckererzeugung. Nach Jahren der Überproduktion ist der EU-Zuckermarkt nun wieder im Gleichgewicht.
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Daten und Fakten
Weltweit wird auf mehr als fünfmal soviel Fläche Zuckerrohr wie Zuckerrüben angebaut. In der europäischen Landwirtschaft spielt hingegen vor allem die Zuckerrübe eine Rolle. Laut der Webseite der Europäischen Kommission macht Rübenzucker knapp 20 Prozent der Weltzuckerproduktion aus, der Rest wird aus Zuckerrohr gewonnen. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sind Brasilien, Indien und China die weltgrößten Rohrzuckererzeuger.
Der Pro-Kopf-Verbrauch in Österreich nahm in den vergangenen Jahren ab. In Südamerika wird am meisten Zucker pro Kopf verbraucht, am wenigsten in Afrika. Weltweit nimmt der Konsum pro Erdbewohnerin und Erdbewohner weder stark zu noch ab, durch die steigende Bevölkerungszahl wächst die Nachfrage. Knapp drei Viertel der Flächen, auf denen im Jahr 2021 in Österreich Zuckerrüben angebaut waren, liegen in Niederösterreich. Dort wiederum hat das Weinviertel die größte Bedeutung. In Oberösterreich werden vor allem im Zentralraum sowie im Eferdinger Becken Zuckerrüben angebaut. Der Bio-Zuckerrübenanbau spielt eine untergeordnete Rolle und beansprucht fünf Prozent der gesamten Zuckerrübenanbaufläche in Österreich. Tendenziell nimmt die Anbaufläche für Bio-Zuckerrüben zu. In den Jahren 2010 bis 2015 wurde im Schnitt auf mehr als doppelt so viel Fläche Bio-Zucker angebaut wie von 2000 bis 2005. 2018 bis 2020 nahm die Fläche mit Rübenernte sowohl in der konventionellen als auch in der biologischen Landwirtschaft stark ab. Seither arbeitet man stark daran, die Anbaufläche wieder auf mindestens 38.000 Hektar zu erhöhen, um eine Auslastung der zwei heimischen Zuckerfabriken zu gewährleisten.
Heiß diskutierte Themen in Österreich
Nachdem die EU die Milchquote abgeschafft hatte, war der Zuckermarkt der letzte Agrarmarkt, der durch eine Quote geschützt wurde. Die Produktionsmengen wurden limitiert, der Markt so zumindest nicht durch europäischen Zucker überschwemmt. Im September 2017 endete diese Quote, der Zuckermarkt ist seither dem freien Spiel der Marktkräfte ausgesetzt. Die Statistiken im Herbst 2017 zeigten erste alarmierende Auswirkungen, auch auf Österreichs Zuckerbauern und -verarbeiter.
> Ende der Zuckerquote
> Der Fall der Zuckerquote bringt den befürchteten Preisverfall
Die schweren Zuckerrüben-Erntemaschinen können den Boden unter Umständen verdichten und damit unfruchtbarer machen. Je feuchter der Boden zur Ernte, desto problematischer ist es. Ist das Feld nach Tagen und Wochen mit wenig Niederschlag trocken, kann es sein, dass gar keine Verdichtung entsteht. Rübenbäuerinnen und -bauern achten “im Rahmen ihrer Möglichkeiten” auf den richtigen Erntezeitpunkt, denn der Boden ist ihr wichtigstes Kapital.
> Bodenverdichtung durch Erntemaschinen
Das Totalherbizid Glyphosat ist in den vergangenen Jahren von Umweltschutzorganisationen stark kritisiert worden. Vor allem die damit in Zusammenhang gebrachte mögliche Krebsgefahr sei eine rote Linie. Greenpeace und andere Umweltschutzorganisationen fordern daher ein Verbot. Die von der IARC (Internationale Krebsforschungsagentur, eine Teilorganisation der WHO) attestierte “mögliche Krebsgefahr” wird von einer ganzen Reihe von anderen Gesundheitsbehörden und Agenturen, unter anderem der österreichischen AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit), bestritten. Unbeschadet dieser strittigen Diskussion sehen viele Rübenbauern ihren Herbizideinsatz als unverzichtbar, um die Erosionsgefahr zu minimieren und daher als ökologisch sinnvoll.
> Reizthema Glyphosat
> HINTERGRÜNDE: Glyphosat
Eigentlich seit dem Jahr 2018 verboten, gab es für den Einsatz von Neonicotinoiden unter bestimmten Umständen immer wieder sogenannte Notfallzulassungen. Seit Anfang 2023 sind aber auch diese verboten, was die Landwirte vor große Herausforderungen stellt.
> Neonicotinoide nun gänzlich verboten
Blitzg'scheit
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