Pute aus Österreich

puten cordon bleu

Konventionelle Putenställe sehen weltweit ähnlich aus. In einer Halle stehen tausende Tiere auf Einstreu. In österreichischen Ställen haben Puten mehr Platz, maximal 40 Kilo stehen pro Quadratmeter. Das sind zwei schlachtreife männliche Tiere. Nur die Schweiz und Schweden haben eine ähnliche Regelung. Alle anderen Länder in Europa begrenzen die Besatzdichte nicht. Das 40-Kilo-Limit sorgt für mehr Tierwohl in Österreich, schafft aber gleichzeitig einen Wettbewerbsnachteil. Im Außer-Haus-Konsum hat die österreichische Putenbranche den Wettbewerb verloren. Das Putenschnitzel im Wirtshaus oder in der Kantine ist selten aus Österreich. Etwa 90 Prozent davon kommt nicht aus dem Inland und muss somit nicht heimischen Tierschutzstandards entsprechen.

Fast die Hälfte der österreichischen Bäuerinnen und Bauern hat über 5000 Puten. So viele braucht man in etwa, um von der Putenmast leben zu können. Am besten wären noch ein paar Tausend Tiere mehr. Eine einzige Brüterei versorgt den heimischen Markt mit Küken. Deren Eltern stehen ausschließlich im Ausland, Elterntierbetriebe gibt es in Österreich nicht. Auch die Züchtung liegt in der Hand internationaler Unternehmen. Zwei Rassen haben Bedeutung. Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern verwenden die gleiche Genetik wie konventionelle oder die englische Rasse “Kelly Bronze”. In modernen Ställen steuert ein Computer das Stallklima. Futter und Wasser werden ständig angeboten. Antibiotika bekommen Puten nur im Krankheitsfall, geimpft werden sie routinemäßig. Futtermittel kommen zum Großteil aus Österreich.

Daten und Fakten

Der Weg der heimischen Pute beginnt erst mit dem Ausbrüten in Österreich. Zuchtunternehmen und Betriebe, die die Eltern der Mastputen halten, gibt es im Inland nicht. Eine einzige Brüterei versorgt den Markt, kann den heimischen Bedarf an Küken locker decken und sogar einen Großteil der Tiere exportieren. Insgesamt 187, davon 50 Bio-Mastbetriebe, registriert die Geflügelwirtschaft Österreich. Einen großen Schlacht- und Zerlegebetriebe gibt es in Österreich, daneben viel kleinere Hofschlachter und Direktvermarkter. Über 21 Millionen Kilo produzierten die Schlachthöfe 2022, das sind 0,4 Prozent der Weltproduktion. Die Hälfte des weltweit erzeugten Putenfleisches kommt aus den USA. Die Größten Produzenten in Europa sind Polen, Deutschland und Frankreich. Österreicherinnen und Österreicher essen im Schnitt 2,8 Kilo Putenfleisch im Jahr, Tendenz leicht steigend. 

Heiß diskutierte Themen

Züchtung auf Hochleistung

Damit aus 50 Kilo Futter eine 20-Kilo-Pute wird, muss die Züchtung entsprechend auf die Mastleistung ausgelegt sein. Außerdem soll der Brustfleischanteil hoch sein. Die intensive Züchtung hat zu Gesundheitsproblemen geführt. Tierärztinnen und -ärzte sagen, die Putengesundheit hätte sich verbessert, weil die Züchterinnen und Züchter tendenziell mehr auf Robustheit und Gesundheit züchten.

> Futterverwertung und Hochleistung

Weniger als die Hälfte aus dem Inland

2023 versorgte sich Österreich laut Statistik Austria zu 51 Prozent selbst mit Putenfleisch. Im Außer-Haus-Konsum, wo die Herkunft von Putenfleisch nicht gekennzeichnet werden muss, kommt nur selten heimische Pute auf den Teller.

> Immer weniger Selbstversorgung
> Wenn der (österreichische) Konsument für Tierwohl nicht mehr zahlen will, wer bezahlt dann die Rechnung?
> Kennzeichnungspflicht im Außer-Haus-Konsum - ein möglicher Konjunkturmotor für die heimische Putenproduktion?
 

Krankheiten und Antibiotika

Die häufigsten gesundheitlichen Probleme betreffen die Atemwege und den Verdauungstrakt der Puten. Die berüchtigte Schwarzkopfkrankheit tritt sehr selten auf, kann aber die gesamte Mastherde vernichten. Antibiotika dürfen nur im Krankheitsfall verabreicht werden. Dann gilt eine Wartefrist bis zur Schlachtung, um Rückstände im Fleisch zu vermeiden. In dieser Zeit dürfen die Puten nicht geschlachtet werden. 

> Krankheiten und Behandlungen
> Antibiotika

Infrarot-Schnabelbehandlung

Jedem konventionellen Küken entfernt in der Brüterei eine Maschine  die nach unten gebogene und scharfe Schnabelspitze mit Infrarot. Tierschützerinnen und Tierschützer kritisieren den Eingriff am sensiblen Schnabel und, dass die Küken mit einem Eingriff an die Haltungsbedingungen angepasst werden und nicht umgekehrt. Die Brüterei meint, dass nur die unempfindliche vorderste Spitze entfernt werde und konventionelle Bäuerinnen und Bauern betonen die positiven Auswirkungen auf die Tiergesundheit während der Mast.

> Infrarot-Schnabelbehandlung

Betäubung kopfüber im Elektrobad

Die in der industriellen Putenschlachtung weltweit übliche Betäubungsmethode ist das Elektrobad. Eine Betäubung, bevor dem Tier der Hals aufgeschnitten wird, ist gesetzlich verpflichtend. Vor allem das Einhängen kopfüber ins Schlachtband bei vollem Bewusstsein wird kritisch betrachtet. Ein moderneres System ist die Betäubung durch Sauerstoffentzug. Ein österreichischer Schlachthof wendet es bereits an.

> Betäubung kopfüber im Elektrobad oder CO2-Betäubung

Soja aus Übersee

Puten wären Allesfresser und keine Vegetarier. Seit dem Verbot von Tiermehl im Jahr 2001 sind aber Soja und chemisch-synthetische Aminosäuren die wichtigsten Eiweißquellen im Putenmastfutter. Da es in Österreich nicht ausreichend Soja gibt, wird es zum Großteil importiert.

> Teilweise gentechnisch verändertes Soja
> HINTERGRÜNDE: Grüne Gentechnik

Keine Elterntierbetriebe in Österreich

Der Weg der österreichischen Pute beginnt immer im Ausland. Einen Betrieb, der die Eltern für die Produktion von Bruteiern hält, gibt es in Österreich nicht. Die einzige heimische Brüterei kauft alle Eier aus dem Ausland zu. Auch die Züchtung liegt längst in der Hand internationaler Unternehmen, für die konventionelle und biologische Landwirtschaft. 

> Eine Brüterei und zwei große Schlachthöfe 
> Zwei internationale Hybridlinien für Österreich

Beschäftigungsmöglichkeiten für die Puten

Sie haben ausreichend zu fressen und zu trinken, ihre Gesundheit wird regelmäßig überwacht, das Stallklima passt und die Einstreu ist trocken. Selbst wenn all diese Tierwohl-Parameter erfüllt sind, bleibt ein Thema übrig - dass die Puten ihre Bedürfnisse ausleben können.

> Beschäftigung und Tierwohl

Abholung zur Schlachtung

Putenbäuerinnen und Putenbauern verkaufen meist eine ganze Mastherde auf einmal an den Schlachthof. In ein bis zwei Stunden verladen sie tausende Tiere auf einen LKW oder Traktor-Anhänger. Sie treiben die Tiere zum Stalltor, fangen die Puten an den Beinen und geben sie in die Transportcontainer. 

> Abholung zur Schlachtung

Aussortieren untauglicher Küken

Bis 2 Prozent der Küken, die in der Brüterei schlüpfen, sind krank und lebensschwach. Sie verkauft die Brüterei nicht, weil sie mit hoher Wahrscheinlichkeit in den ersten Stunden oder Tagen in der Mast verenden würden. Die ausgeschiedenen Küken werden betäubt und getötet. 

> Sortieren und Impfen

Blitzg'scheit

Aufpicken, aufweichen und verdauen

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Lappenartiger Fortsatz über dem Schnabel

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