Es braucht mehr als einen Bauernhof und ein paar Kühe, um Milch herzustellen. Die Bäuerinnen und Bauern müssen vielschichtige Gesetze beachten und je nach Zugehörigkeit Richtlinien von Gütesiegeln und Bio-Verbänden einhalten. Von der öffentlichen Hand bekommen sie Ausgleichszahlungen - bis auf die Basisprämie - nur, wenn sie entsprechende (ökologische) Leistungen dafür erbringen. Die Milchbetriebe werden immer weniger. Viele Landwirtinnen und Landwirte betreiben die Milchwirtschaft im Nebenerwerb.
Milchkühe, wie wir sie kennen, könnten vermutlich in der freien Natur gar nicht überleben. Sie sind auf jene Eigenschaften gezüchtet, die der Mensch von ihnen erwartet. In Österreich gibt es eine bestimmende Milchkuhrasse, das Fleckvieh. Neben weltweit verbreiteten Rassen gibt es auch noch in Österreich entstandene Rassen. Die Geburt und weitere Bestimmung eines Kalbes funktionieren bei jeder Rasse ähnlich. Kritische Themen wie die Trennung von Kalb und Mutter und die Verwendung von Stierkälbern beziehen sich vor allem auf die ersten Tage und Wochen im Leben des Nachwuchses.
Kühe können im Stall herumgehen, auf der Weide grasen, im Stall angebunden sein, im befestigten Auslauf herumspazieren oder den Sommer auf der Alm verbringen. Oft werden Kühe je nach Tages- und Jahreszeit auf unterschiedliche Art und Weise gehalten. Zum Tierwohl gehört aber noch viel mehr: zum einen grundlegende gesetzliche Bestimmungen, zum anderen die Mensch-Tier-Beziehung und die medizinische Betreuung. Auch Eingriffe wie die Enthornung muss man erwähnen, wenn es um Tierwohl und -leid geht.
Rinder haben vier Mägen und ein ebenso kompliziertes Verdauungssystem. Ursprünglich ernährten sie sich von Grünlandfutter. Vom Menschen bekommen sie auch so genanntes Kraftfutter, um mehr Milch zu geben. In Österreich trägt ein hoher Anteil von Grünlandfutter zum Erhalt von Kulturlandschaften bei. Nirgendwo anders auf der Welt hat sich die gesamte Milchwirtschaft darauf geeinigt, nur gentechnikfreies Futter zu verwenden.
Der Weg der Milch von der Kuh bis zur Konsumentin oder zum Konsumenten kann lang sein, verläuft aber im Inland. Die Melkmaschine saugt die Milch aus dem Euter und pumpt sie in einen Tank am Hof. Die Molkerei holt sie ab und verarbeitet sie. Ein wichtiger Schritt ist die Wärmebehandlung, um Krankheitserreger abzutöten und die Milch länger haltbar zu machen. Wie sich die Inhaltsstoffe dabei genau verändern, ist umstritten. Ein LKW bringt die abgepackte Milch zum Zentrallager der Einzelhandelskette und weitere LKWs liefern sie an die eigenen Filialen. Natürlich gibt es auch Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter sowie kleinere Einzelhändlerinne und Einzelhändler, ohne Zwischenlager.
Ist die Milch fertig abgepackt, legt sie noch zwei Wege zurück. Mit dem LKW geht es in den Supermarkt und in der Einkaufstasche der Konsumentin oder des Konsumenten in einen Haushalt. Verkaufen die Milchbetriebe ab Hof, legt die Milch eine Wegstrecke weniger zurück.