Ressourcen
Apfelbäuerinnen und Apfelbauern benötigen eine Reihe von Ressourcen, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Landwirtschaftlich nutzbare Flächen, Know-how, eine Unterkunft für Arbeiterinnen und Arbeiter mit weiter Anreise, Maschinen für Arbeiten in der Apfelanlage, Apfelbäume, Pflanzenschutz- und Düngemittel sind notwendig, um wirtschaftlich arbeiten zu können.
Planung und Perfektion
So genannte “Anlagen”, wie sie die Bäuerinnen und Bauern selbst bezeichnen, haben Streuobstwiesen weitgehend ersetzt. Hier werden nicht nur ein paar einzelne Bäume auf einer Wiese gepflanzt, sondern gleich in ganze Anlagen investiert. Neben den hohen Kosten für eine Apfelanlage ist eine besondere Herausforderung, dass sie erst fünf Jahre nach der Bestellung bei der Baumschule volle Erträge bringt. Vor einer Investition müssen Bäuerinnen und Bauern genau überlegen, auf welche Sorte sie setzen.
Apfelbauer Walter Schiefermüller erklärt: "Zwei Jahre bevor ich die Pflanzen bekomme, muss ich eine Baumschule suchen, die mir geeignetes Pflanzgut liefert. Nach zwei Jahren pflanze ich, dann muss ich drei Jahre warten, bis ich namhafte Erträge habe.” Dann, fünf Jahre später, muss die gewählte Sorte noch immer gefragt sein. Dementsprechend schwierig ist es, mit einer Sorte zu experimentieren, die nicht zu den Massensorten zählt.
Hat die Bäuerin oder der Bauer die richtige Wahl getroffen, die Pflanze erfolgreich gegen Schädlinge und Krankheiten geschützt und die Äpfel geerntet, müssen diese eine Reihe von Qualitätsmerkmalen erfüllen. Die Versuchsstation für Obst- und Weinbau Haidegg erwähnt in ihrem Magazin die “hohen Anforderungen an die Qualität von Tafeläpfeln”. Sie vergleicht Äpfel mit Produkten, die in Maschinenhallen am Fließband angefertigt werden, so hoch seien die Anforderungen an das Aussehen der Früchte. Obstbäuerinnen und Obstbauern arbeiten aber in der Natur und müssen durch ihre Kenntnisse allen möglichen Einflüssen aus der Umwelt die Stirn bieten. “Das Arbeiten mit Beachtung der ökologischen Zusammenhänge in der Natur erfordert ein sehr spezialisiertes Wissen und viel Know-how, damit erfolgreich Obstbau betrieben werden kann”.
Klimatische Bedingungen
“Der Apfel braucht ein gemäßigtes Klima, ausreichend Niederschläge und besonders wichtig sind starke Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht zur Zeit der Reife”, fasst Leonhard Steinbauer zusammen. Er leitet die Versuchsstation Obst- und Weinbau Haidegg. Diese klimatischen Bedingungen seien wichtig, damit der Apfel Aroma und Farbe bekomme.
Genau diese Voraussetzungen sind in Österreich vorhanden. Zur Zeit der Ernte im Spätsommer und Herbst sind die Nächte kalt und die Tage noch warm. Es regnet über das Jahr so viel, dass für den Apfelanbau keine oder nur wenig Bewässerung notwendig ist. Durch Österreich verläuft sogar der so genannte “Apfelgürtel”, jenes Gebiet Europas, das die besten klimatischen Voraussetzungen für den Anbau hat. Besonders die steirischen Apfelbäuerinnen und Apfelbauern erwähnen immer wieder, dass ihr Bundesland mitten im Apfelgürtel liegt.
Auch in Südtirol sind die klimatischen Bedingungen für den Apfelanbau sehr gut geeignet. Die Sonne steht etwas höher als in Österreich. Daher lassen die Bäuerinnen und Bauern die Bäume höher wachsen und pflanzen in geringeren Abständen. Ein Nachteil des Südtiroler Klimas ist, dass mehr Wasser benötigt wird. Praktisch jede Südtiroler Apfelanlage braucht zusätzliche Bewässerung. Die künstliche Bewässerung nimmt auch in Österreich zu.
Der Klimawandel bereitet auch österreichischen Apfelbäuerinnen und Apfelbauern Probleme. Weniger die steigenden Temperaturen, als die ungleichmäßigere Verteilung der Niederschläge sind problematisch. Im Sommer regnet es tendenziell weniger, im Winter mehr.
Zahlungen der öffentlichen Hand
Wie alle Landwirte erhalten die Apfelbäuerinnen und Apfelbauern so genannte Ausgleichszahlungen. Wolfgang Mazelle von der Landwirtschaftskammer Steiermark betont: “Die Bedeutung von finanziellen Unterstützungen der öffentlichen Hand ist für das wirtschaftliche Überleben der Apfelbauern relativ gering. Entscheidend ist und bleibt der Markterfolg.” Die Förderung von Investitionen sei aber schon von großer Bedeutung, “gilt es doch die sehr hohen Kosten von Maßnahmen zu Abwehr von natürlichen Produktionsrisiken wie dem Errichten von Hagelnetzen und Bewässerungssystemen abzufedern und damit die heimische Produktion konkurrenzfähig zu halten”, so Mazelle.
Das Geld kommt zum Großteil von der EU, Bund und Land leisten auch einen Beitrag. Die Mitgliedsstaaten dürfen in einem vorgegebenen Rahmen selbst Kriterien definieren, nach denen sie es vergeben. Jede einzelne Zahlung muss veröffentlicht werden, Österreich macht das auf www.transparenzdatenbank.at. Wir haben in der Transparenzdatenbank nach jenen Apfelbäuerinnen und Apfelbauern gesucht, mit denen wir gesprochen haben. Sie bekommen pro Jahr vier- bis fünfstellige Beträge. Einen großen Teil davon erhalten sie als Zuschuss zu Investitionen oder für freiwillige Leistungen wie spezielle Maßnahmen zum Umweltschutz. Auch weitere landwirtschaftliche Betriebe entlang der Wertschöpfungskette können Ausgleichszahlungen bekommen.
Alle bekommen die Betriebsprämie:
Betriebsprämie | Richtet sich seit 2003 nach der bewirtschafteten Fläche. Vor 2003 wurden die Zahlungen nach der Produktionsmenge berechnet. Seit 2015 gibt es einen Maximalbetrag für Betriebe mit sehr großer bewirtschafteter Fläche. |
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Folgende Zahlungen gibt es nur unter bestimmten Voraussetzungen:
Ausgleichszahlungen für andere benachteiligte Gebiete |
Erhalten Landwirtinnen und Landwirte in Berggebieten “für naturbedingte Nachteile” in der Produktion. |
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Agrarumweltmaßnahmen | Für Bäuerinnen und Bauern, die sich zu bestimmten umweltschonenden Produktionsverfahren verpflichten. |
Zusatzwert von land- und forstwirtschaftlicher Produktion | Förderung von Investitionen einzelner Betriebe, um die Verarbeitung und Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte zu verbessern. |
Schulobstprogramm und Schulgemüseprogramm | Für die Verteilung von Obst an Kinder in Tageseinrichtungen und Schulen. |
Wichtige Forschungseinrichtungen sind die Versuchsstation Obst- und Weinbau Haidegg und die Universität für Bodenkultur Wien. Auch die Schulen betreiben Forschung. Obst- und Weinbauschulen gibt es etwa in Krems und in Klosterneuburg. In Leibnitz wurde 2014 die Erweiterung der Obst- und Weinbaufachschule Silberberg abgeschlossen. Schülerinnen und Schüler mit dem Berufswunsch Apfelbäuerin oder Apfelbauer werden aber derzeit weniger. Bäuerinnen und Bauern erklären, dass die immer schwierigere Situation am inländischen und globalen Markt viele junge Menschen davon abhalte, diese Ausbildung zu machen.
Ausbildungen sind bis zum Facharbeiterbrief und Obstbaumeister möglich. Die Schülerinnen- und Schülerzahlen sind im Bereich Apfelanbau rückläufig. Dieter Faltl, Direktor der Weinbauschule Krems, sieht trotz wirtschaftlicher Probleme der Branche eine Zukunft für seine Schülerinnen und Schüler. In der Ausbildung in Krems liege der Fokus auf den vielfältigen Möglichkeiten, die man als Apfelbäuerin und -bauer habe. “Man muss versuchen, die Kunden wieder in den Betrieb zu holen – nicht nur alle Äpfeln an den Handel zu liefern”, so Faltl. Schülerinnen und Schülern, die einen Betrieb von den Eltern übernehmen können, vermittelt er: “Ihr könnt was machen aus dem Betrieb, aber ihr müsst auch wollen.”
Bio oder Konventionell
Österreich ist einer der größten Produzenten von Bio-Äpfeln in der EU. Europameister ist mittlerweile jedoch Italien. Etwa zehn Prozent aller europäischen Bio-Äpfeln sind aus Österreich. Was den Export betrifft, ist Österreich nach Italien einer der wichtigsten Versorger mit Bio-Äpfeln in europäischen Ländern. Die großen Produktionsländer Deutschland und Frankreich erzeugen gerade genug, um den eigenen Bedarf zu decken. Wie schnell konventionelle Bäuerinnen und Bauern auf Bio umstellen dürfen, ist genau geregelt.
Von jenem Tag, an dem sie mit dem Bio-Anbau beginnen, müssen drei Jahre vergehen, bis sie Bio-Äpfel verkaufen dürfen. In der Regel verkaufen Bäuerinnen oder Bauern ab der vierten Bio-Ernte ihre Äpfel als solche. Diese Zeit ist vorgeschrieben, damit sich etwa auch der Boden umstellen kann. Die Regelung gilt auch für zugepachtete Flächen, die davor konventionell bewirtschaftet wurden. Bio Austria gibt einen genauen Umstellungsplan vor, mit allen Schritten zum Bio-Anbau.
Anbauregionen
Die Oststeiermark ist das bedeutendste Anbaugebiet in Österreich. Die zahlreichen Hügeln mit sonnigen Hängen schaffen in Kombination mit vielen Sonnenstunden sehr gute Bedingungen für den Apfelanbau. Besonders wichtig sind die hohen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht zur Zeit der Reife. Diese verleihen den Äpfeln ein optimales Aroma und lassen sie schön ausfärben.
Außerhalb der Steiermark werden vor allem in Nieder- und Oberösterreich, sowie dem Burgenland Äpfel angebaut. Kleinere, für ihre jeweilige Region jedoch durchaus bedeutsame Apfelproduktionen finden sich darüberhinaus in allen anderen Bundesländern.