Es wird warm: Warum wir für unser Essen kalte Winter brauchen

31.01.2025 / Landwirtschaft & Lebensmittelproduktion

Den ganzen Jänner flächendeckend strenger Frost – das gibt’s kaum noch bis gar nicht mehr, zumindest in Österreich. Bei den derzeit milden Temperaturen ist man versucht zu denken: gemütlich, diese Wärme! Ganz anders sehen das die Landwirtinnen und Landwirte. Sie sind auf bestimmtes Wetter während der verschiedenen Jahreszeiten angewiesen, um Lebensmittel für uns herstellen zu können. Schließlich ist die Vegetation an das hierzulande vorherrschende Klima angepasst.

 

Was passiert, wenn es (nicht) friert?

Der Winterweizen etwa liebt es kalt – er braucht den sogenannten „Kältereiz“ bei Temperaturen zwischen null und zehn Grad. Ohne ihn kann er später nicht blühen und somit auch keine Körner ausbilden. Steigt die Temperatur noch vor dem Frühjahr länger deutlich über null, bedroht das nicht nur das Wachstum bestimmter Pflanzen: Wärmeliebende Schädlinge, die bei Minusgraden in Eiern, als Larven oder Puppen auf Gehölzen oder im Boden überwintern, werden aktiv. So können manche Schädlingsarten sich stärker vermehren und damit größeren Schaden anrichten.

Kommt dann ein Spätfrost, gehen nicht nur die aus dem Winterschlaf erwachten Schädlinge zugrunde. Auch die zu früh austreibenden Blütenknospen von Marille, Apfel oder Wein können absterben. Passiert das, bilden sie keine oder unbrauchbare Früchte. Das kann enorme Ernteverluste zur Folge haben: 2024 gab es um ein Drittel weniger österreichische Äpfel als in den Jahren davor. Laut Hagelversicherung lag der Schaden durch den Spätfrost Ende April bei insgesamt 60 Millionen Euro.

 


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Tiere, die erkranken, wenn die Grade schwanken

Neben Schädlingen verbreiten sich auch bestimmte Tierseuchen während Wärmephasen besonders stark. So wappnen sich Rinderbäuerinnen und -bauern derzeit gegen die in Österreich inzwischen wieder auftretende Blauzungenkrankheit: Sie wird durch Mücken übertragen und „schlummerte“ während der eher kalten Weihnachtszeit. Die milden Temperaturen seit Mitte Jänner lassen befürchten, dass die Mücken nun aktiver werden und das Virus zunehmend auch österreichische Ställe heimsucht. Die Blauzungenkrankheit befällt Wiederkäuer wie Schafe und Rinder. Fieber und Lahmheit sind typische Symptome, es kann dadurch auch zu Fehlgeburten bei den Tieren kommen. Auf Menschen ist die Krankheit nicht übertragbar, auch nicht über Milch und Fleisch der Tiere.

Jänner-Plusgrade im zweistelligen Bereich werden von Landwirtinnen und Landwirten – egal, ob in der Erzeugung pflanzlicher oder tierischer Lebensmittel – daher mit Sorge beobachtet.

 

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie unser Lebensmittelsystem und das Klima zusammenhängen, dann wirf einen Blick in unseren Report „Landwirtschaft, Ernährung und Klima“.

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