Wann wird der Vollspaltenboden in der Schweinehaltung verboten?

28.02.2025 / Landwirtschaft & Lebensmittelproduktion

In Österreich wird ein Großteil der Schweine in Vollspaltenbodensystemen gehalten. Das wird sich in Zukunft allerdings ändern. 2025 wird entschieden, bis wann eine Übergangsfrist bis zum endgültigen Verbot des unstrukturierten Vollspaltenbodens herrschen wird. Gehört haben vermutlich die meisten von uns schon von diesem Haltungssystem, tatsächlich in einem Schweinestall gestanden sind aber nur die wenigsten. Wie genau sieht also so ein Vollspaltenboden eigentlich aus? Warum gibt es ihn überhaupt? Und worüber wird politisch diskutiert?

 

Bei einem Vollspaltenboden ist die gesamte Bodenfläche des Stalls von Spalten durchzogen. Unter dem Boden befindet sich ein Güllekanal. Durch die Spalten fallen die Exkremente der Schweine direkt in diesen Kanal, wodurch die Bäuerin oder der Bauer den Stall nur selten ausmisten muss. Das ist zugleich der größte Vorteil des Vollspaltenbodens: Der Arbeitsaufwand wird minimiert, wodurch eine kostengünstige Produktion und damit billiges Schweinefleisch überhaupt erst möglich werden. Befürworter des Vollspaltenbodens argumentieren außerdem, dass diese Form der Haltung hygienischer sei als jene auf Stroh und die Tiere dadurch weniger anfällig für Entzündungen und Krankheiten seien.

Vollspaltenböden stehen jedoch auch in der Kritik. Vor allem, weil sie in den allermeisten Fällen Teil eines Haltungssystems ohne Einstreu und Auslauf sind. Die Schweine stehen, gehen und liegen also ausschließlich auf dem spaltendurchzogenen Boden und können nicht ins Freie. Außerdem wird den Schweinen die Möglichkeit zur Schaffung von Zonen zum Fressen, Koten und Liegen genommen und damit ihre natürlichen Verhaltensweisen eingeschränkt. So können die Tiere beispielsweise nicht wühlen.

Politische Debatte rund um den Vollspaltenboden

Seit 1. Jänner 2023 ist es gesetzlich verboten, Schweineställe zu bauen, in denen die Tiere auf unstrukturierten Vollspaltenböden gehalten werden. Für bereits bestehende Stallanlagen wurde eine Übergangsfrist bis 2040 festgelegt. Diese Übergangsfrist wurde jedoch Anfang 2024 vom Verfassungsgerichtshof gekippt, da sie zu lang sei. Die Regierung bekam den Auftrag, das nicht zulässige Gesetz zu reparieren und die Übergangsfrist anzupassen.

Findet die aktuelle Regierung bis Ende Mai keine Lösung für diese Problematik, tritt das Verbotsgesetz mit 1. Juni 2025 in Kraft. Somit würden alle Schweinebäuerinnen und -bauern, die ihre Tiere zu diesem Zeitpunkt noch auf Vollspalten halten, dies illegal tun.

Die Frage ist also nicht, ob das Verbot kommt, sondern wann. Und genau das sorgt für große Unsicherheit in der Schweinebranche. Die bestehenden Ställe müssen den künftig geltenden Standards angepasst werden, was – je nach Umbaubedarf – teure und planungsaufwändige Investitionen mit sich bringt. Einige Landwirtinnen und Landwirte können oder wollen ihr Haltungssystem ihr Haltungssystem nicht umbauen – sie werden ihren Betrieb vermutlich einstellen.

 


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Wir fördern nicht, was wir fordern

Der Großteil der konventionellen Schweine in Österreich wird in einem Vollspaltenbodensystem gehalten. Kauft man also im Supermarkt etwa Koteletts oder Schinken ohne Bio- oder Tierwohlsiegel, so kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass das Fleisch von Schweinen aus einem solchen Stallsystem stammt.

Demgegenüber steht ein zwar langsam wachsendes, aber immer noch kleines Segment an Bio- und Tierwohl-Schweinefleisch, dessen Anteil bei insgesamt rund acht Prozent liegt. Diese Verteilung spiegelt sehr anschaulich unser Konsumverhalten wider: Schweinefleisch soll vor allem billig sein, und die Bereitschaft dafür, mehr für Schnitzel, Schinken, Speck und Co. zu bezahlen, ist momentan gering.

Umfragen zu diesem Thema zeichnen aber ein anderes Bild. Bei einer Befragung der RollAMA der AMA Marketing etwa haben mehr als die Hälfte der Befragten angegeben, dass Tierwohl für sie in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen habe. Die eine oder der andere hat dabei aber wohl ein wenig geschummelt, denn im Supermarktregal bildet sich diese Entwicklung noch nicht ab. Hier wird dann vorrangig doch zu anderen Produkten gegriffen.

Es wird deutlich: Wir fördern nicht, was wir fordern. Oft wird Tierwohl als eines der Hauptkriterien beim Lebensmitteleinkauf genannt. Die Frage aller Fragen ist, ob man dann auch tatsächlich Tierwohl-Fleisch in den Einkaufswagen legt oder doch lieber auf besonders günstige Preise achtet. Sich selbst bei seinen eigenen Kaufentscheidungen kritisch zu beobachten, ist ein spannendes Selbstexperiment.

Du willst mehr zum Thema Schweinehaltung in Österreich lesen? Dann klick dich durch unsere Lebensmittelrecherche zum Schweinefleisch. Du hörst unsere Inhalte lieber? In unseren Podcast-Episoden #63 mit Thomas Reisecker, #73 mit Eduard Zentner, #146 mit Klaus Dutzler, #148 mit Martin Greul, #153 mit Werner Hagmüller oder #220 mit Michael Klaffenböck gibt’s noch mehr Wissen zum Schwein auf die Ohren.

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