Tiergesundheit und Salmonellen
Wenn sich Hühner gegenseitig picken
In allen Haltungsformen kann es sein, dass sich die Hühner gegenseitig picken. Von “Federpicken” und “Kannibalismus” ist dann die Rede. Betroffene Hühner leiden darunter. Sie verlieren die Federn und erleiden Verletzungen, die bis zum Verenden führen können. Eine Maßnahme, die Verletzungen verhindern soll, ist das Kürzen der Schnäbel. In Österreich wird diese Maßnahme nicht mehr durchgeführt, in anderen Ländern, wie in Deutschland, schon. Dort wird das vordere Drittel des Schnabels bei den Küken entfernt.
Das Federpicken kann viele verschiedene Ursachen haben. Die österreichischen Eiererzeuger haben dementsprechend viele Maßnahmen dagegen umgesetzt. Diese haben etwa das Licht und die Einrichtung im Stall sowie das Futter betroffen. So bleiben die Schnäbel österreichischer Hühner heute ganz. Delegationen aller europäischen Länder kommen nach Österreich, um sich die Legehennenhaltung ohne gekürzte Schnäbel anzusehen, erzählt Knut Niebuhr von der Vetmeduni Wien. Er glaubt, dass auch Deutschland in ein paar Jahren keine Schnäbel mehr kürzt.
Impfen und Antibiotika
Konventionelle und biologische Hühner werden routinemäßig geimpft. Damit wird Krankheiten vorgebeugt und somit der Antibiotikaeinsatz reduziert. Antibiotika werden nur verabreicht, wenn Tiere erkranken. Dann werden die Eier für eine bestimmte Zeit gesperrt, damit keine Rückstände ins Lebensmittel kommen.
Im Legehennen-Bereich stieg der Antibiotikaeinsatz im Zeitraum 2013 bis 2016 an, während im Mastgeflügelbereich der Antibiotikaeinsatz zurückging. Tierarzt Harald Schließnig von der Qualitätsgeflügelvereinigung vermutet eine Futterumstellung 2014 und den in den vergangenen Jahren gestiegenen Anteil an Freilandhaltung als Gründe für den höheren Verbrauch. “Ausläufe bergen über die Jahre vermehrt Erreger in sich. Hier werden die Tiere stärker belastet”, erklärt Schließnig. 2019 kam es erstmals zu einem Rückgang im Vergleich zu den Jahren davor. Die Gründe dafür sind vielfältig: Verbesserungen im Management, Impfprophylaxe, Parasitenbekämpfung, aber auch Aus- und Weiterbildung bei den Landwirtinnen und Landwirten. Zahlen der QGV zeigen, dass 2023 etwa 93 Prozent der Legehennenherden gar nicht behandelt wurden. Nach jedem Antibiotikaeinsatz dürfen die Eier über eine bestimmte Zeit nicht verkauft werden, so werden Rückstände im Ei vermieden. Bio-Legehennen dürfen maximal dreimal pro Jahr Antibiotika oder Medikamente bekommen, ab dem vierten Mal werden ihre Eier nicht mehr als Bio-Ware verkauft.
Durchdachtes Impfprogramm
Das Impfen erfolgt bei bestimmten Impfstoffen direkt in einen Muskel des Küken, zum Beispiel gegen die Marek-Krankheit. Tritt sie auf einem Legehennenbetrieb auf, verenden 30 bis 70 Prozent der Hennen. Bei der Impfung wird das Küken in der Brüterei an eine Impfvorrichtung gehalten. Bei der Ankunft am Bauernhof werden die neuen Legehennen einzeln mit einer kleinen Nadel geimpft. Diese Impfung erfolgt nur, wenn es beispielsweise am Bauernhof schon einmal Probleme mit einer Krankheit gab und der Betrieb eine Impfung wünscht. Andere Stoffe, etwa gegen die Viruserkrankung Newcastle Disease und die infektiöse Bronchitis können über das Trinkwasser verabreicht (Fotos) oder auf die Küken gesprüht werden, ebenfalls nur durch den Tierarzt.
Krankheiten
Jedes Verhindern einer Erkrankung mit dem durchdachten Impfprogramm und Hygienemaßnahmen ist für die Tiere sowie für Bäuerinnen und Bauern viel wert. Für Landwirte ist es äußerst unangenehm, wenn mehrere Tiere oder der ganze Hühnerbestand erkranken. Kranke Hühner legen weniger Eier, gelegte Eier dürfen oft nicht in Verkehr gebracht werden. Und kein Nutztierhalter sieht es gern, wenn seine Tiere nicht gesund sind und unter einer Krankheit leiden. Für die Hennen selbst sind Krankheiten oft mit großem Leid verbunden.
Legehennen in der Hobbyhaltung sind nicht weniger oft krank als Hennen, die zu Tausenden in Stallungen stehen. Der steirische Tierarzt Josef Ziegerhofer sagt im Land schafft Leben-Filminterview, dass es in der privaten Legehennenhaltung im Besonderen Probleme gibt, wenn die Hühner nicht entsprechend geimpft sind. Sogar als die Käfighaltung in Österreich noch das “Non plus Ultra” war, gab es weniger Ausfälle als heute in der Boden- und Freilandhaltung. Durch mehr Freiheit können die Hühner laut Ziegerhofer auch schlechte Eigenschaften ausleben. So kann es passieren, dass viele auf einen Flecken laufen und einzelne Tiere erdrücken. Auch das Federpicken ist leichter möglich als in der Käfighaltung. Insgesamt ist der Tierarzt aber froh, dass es die Käfighaltung in seiner Region nicht mehr gibt, weil es den Tieren mit mehr Bewegungsmöglichkeit besser gehe.
Legehennen in Bio- oder Freilandhaltung sind nicht weniger oft krank als in Bodenhaltung. Krankheiten, die bei Legehennen auftreten können, betreffen etwa den Darm, den Legetrakt oder die Atemwege. Auch Parasiten können problematisch sein. Gefürchtet ist zum Beispiel die Rote Vogelmilbe (Foto). Die winzigen Milben kriechen in der Nacht auf die Hühner und saugen ihr Blut. Das kann so weit führen, dass die Hühner blutleer werden und verenden. Gegen die Rote Vogelmilbe gibt es seit Neuestem ein chemisch-synthetisches Mittel, das die Hühner trinken und das auf die Milben giftig wirkt. Davor wird der Stall mit Kiselgur-Staub behandelt, der die Milben tötete.
Immer wieder tritt die umgangssprachlich so genannte “Vogelgrippe” auf. Dabei handelt es sich um Erreger der H5/H7-Stämme. In Europa treten seit Oktober 2020 wieder Fälle der Vogelgrippe auf. Im Februar 2021 wurde schließlich der erste Fall seit 2017 in Österreich nachgewiesen: In Niederösterreich fand man einen verendeten Schwan mit dem Virustyp H5N8. Aktuell besteht daher in den Risikogebieten (dazu zählen unter anderem die Bezirke Neusiedl am See und Rust) Stallpflicht. Die Tiere müssen demnach in Einrichtungen gehalten werden, die zumindest nach oben abgedeckt sind und den Kontakt zu Wildvögeln und deren Kot bestmöglich reduzieren. Das hat jedoch keinen Einfluss auf die Kennzeichnung tierischer Produkte: Muss etwa ein Freiland-Betrieb seine Hühner aufgrund der Vogelgrippe wie in diesem Fall 16 Wochen lang im Stall halten, darf er seine Eier dennoch als Freiland-Eier deklarieren.
Von dem aktuellen Ausbruch sind bislang nur Wildtiere betroffen, diese können Nutztiere jedoch anstecken. Wird die “Vogelgrippe” auf einem Betrieb festgestellt, muss sein ganzer Geflügelbestand notgetötet werden. Während man lange davon ausgegangen war, dass der Virustyp H5N8 nicht auf den Menschen übertragbar sei, wurde in Russland nach Angaben der Behörden nun erstmals eine Übertragung auf den Menschen nachgewiesen. Die Krankheit sei jedoch mild verlaufen, und eine Übertragung von Mensch zu Mensch oder über Lebensmittel wurde bisher nicht nachgewiesen.
Die Salmonellen-Gefahr
Die Küken und späteren Legehennen werden in ihrer ersten Lebenswoche gegen Salmonellen geimpft. Laut Geflügelhygieneverordnung müssen bei Legehennen mindestens alle 15 Wochen Salmonellenproben durchgeführt werden, erstmals im Alter von 22 bis 26 Wochen. An der Henne erkennt man eine Infektion nicht, daher werden Proben am Stallboden genommen und im Labor untersucht (Foto). Das sehr dichte heimische Salmonellenbekämpfungsprogramm scheint Früchte zu tragen, Österreich hat eine der besten Statistiken EU-weit. 2021 waren von 3.318 Herden 115 betroffen. In diesem Jahr wurde bei 996 Österreichern eine Salmonellenerkrankung festgestellt, nur wenige davon wurden durch Eier ausgeslöst.
Fällt eine Probe positiv aus, werden die Eier der Herde nicht verkauft, obwohl die Salmonellen durch Kochen des Eis abgetötet würden. 70 Prozent der professionellen Legehennenhalterinnen und -halter sind gegen einen solchen Totalausfall versichert. Die Infektion mit für den Menschen gefährlichen Salmonellen macht den Hennen an sich nichts. Übertragen werden sie zum Beispiel über andere Vögel, Nagetiere, die Einstreu, landwirtschaftliche Geräte oder den Menschen.
Jede Legehennenhalterin und jeder Legehennenhalter, der oder die Eier mit dem AMA-Gütesiegel vermarktet, ist Mitglied beim Anerkannten Geflügelgesundheitsdienst. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk von Bauern, Tierärzten, Verbänden und der AMA. Der Anerkannte Geflügelgesundheitsdienst organisiert die Planung und Durchführung von Maßnahmen, die der Gesundheit von Mastgeflügel und Legehennen dienen. Dazu zählen etwa Impfungen, Antibiotikabehandlungen und Salmonellenproben sowie die damit verbundenen Aufzeichnungen und eine zentrale Datenbank.