“Mit der Zwiebel lässt sich noch Geld verdienen”?

Traktor erntet Zwiebeln | © Land schafft Leben

Dieses Zitat vom Marchfelder Gemüseanbau-Experten Markus Bittner stammt aus dem Jahr 2015 während unserer Dreharbeiten zur Karotte. Dem entgegen ließ uns Marianne Priplata-Hackl, Expertin für Gemüsemärkte der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, im Filminterview wissen, dass sich spätestens seit 2017 der Zwiebelmarkt sehr schwierig gestalte. “Der europäische Markt ist überversorgt mit Zwiebeln, weil Holland, Spanien etc. sehr viele Zwiebeln produzieren. Die Zwiebelproduktion ist in den vergangenen zehn Jahren extrem gestiegen, was den Markt belastet. Heuer konnten Zwiebeln nur unter den Produktionskosten verkauft werden.” Der Ausgleich erfolge durch gute Jahre und andere Kulturen mit guter Ernte.

Da auch Österreich einen erheblichen Teil seiner Zwiebelproduktion exportieren muss, weil mehr Zwiebeln produziert werden als wir in Österreich brauchen, hängt der Zwiebelpreis stark vom Export ab. Zwar bevorzugt der heimische Lebensmittelhandel eindeutig inländische Zwiebeln und sorgt so für einen sicheren Inlandsmarkt, aber die Exportpreise spielen dennoch eine massive Rolle. Auch für den Preis, der im Inland erzielt werden kann. Wenn dann der Export nicht läuft, weil die großen Zwiebelproduzenten wie Holland oder Spanien sehr viele Zwiebeln auf den Markt werfen, drückt das auf den Preis.

 

Fehlt es an Nischenprogrammen, fehlt es am Preis

Nahaufnahme im Zwiebelfeld | © Land schafft Leben

“Was die Zwiebel im Gegensatz zur Kartoffel nicht hat, ist der Verkauf von Premium-Produkten, das heißt eine teurere Vermarktungsschiene”, so Marianne Priplata-Hackl von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Der Handel lasse den Produzenten quasi ausrichten, dass die Zwiebel-Standardware nicht besser abzugelten sei, da sie nur Standardqualität besitze. So kommt es, dass die einzige nennenswerte Premiumschiene mit Bio in eins fällt und dass es dort kaum zu einem Überangebot, sondern eher zu Engpässen kommt. Der Bio-Preis kann deshalb ganzjährig ein hohes Niveau halten.

Einige Zwiebelbauern gehen auch den Weg der Veredelung und Direktvermarktung, etwa unser Filmprotagonist Gerhard Eigner aus der “Genussregion Laaer Zwiebel”. In diesem traditionellen Zwiebelanbaugebiet an der Grenze zu Tschechien wird die nicht bewässerte Zwiebel besonders aromatisch, so Eigner, was sie für die Weiterverarbeitung bestens geeignet mache. Mit der höheren Wertschöpfung durch selbst veredelte Produkte wie Zwiebelmarmelade, Zwiebelessig und Zwiebelgewürze gleicht er den im Vergleich zu Bewässerungsgebieten etwa um die Hälfte reduzierten Ertrag aus.  

Auch die Direktvermarktung von Spezialzwiebelgewächsen bietet einen Nischenmarkt, der einzelnen Betrieben helfen kann, aus der Spirale der Massenproduktion und des Preisverfalls herauszufinden. Frischzwiebel wie die unreifen Gemüsezwiebel oder grüne Spezialzwiebel wie der Winterheckenzwiebel oder der Schnittknoblauch könnten als Sortimentsbereicherungen oder  -alternativen herangezogen werden.