Haltung konventioneller Masthühner
In konventioneller Haltung sehen alle Ställe in Österreich ähnlich aus. Die Hühner stehen auf einer Ebene auf einer Einstreu und können sich im ganzen Stall frei bewegen. Von Natur aus hätten Hühner gerne einen Niveauunterschied und Beschäftigungsmöglichkeiten. Durch die Züchtung auf schnelle Gewichtszunahme würden Hühner der Rasse “Ross 308” Sitzstangen und zusätzliche Ebenen kaum nutzen. Kritisiert wird, dass konventionelle Hühner ihr Leben in einer großen Halle ohne Strukturen verbringen. Eine gängige Möglichkeit, den Hühnern etwas mehr Abwechslung zu geben, sind Strohballen, die manche Bauern im Stall platzieren.
Auslauf haben konventionelle Hühner keinen, also keinen Zugang zu Außenklimabereichen und Freiland. Der Boden ist betoniert und mit einer trockenen und geruchsneutralisierenden Einstreu belegt. Wasser und Futter kommen über Rohre in kleine Behälter und Trinkvorrichtungen. Licht, Luft und Wärme sind genau geregelt. Die Steuerung der klimatischen Bedingungen funktioniert heute üblicherweise mithilfe eines Computersystems. Käfighaltung ist in Österreich sowohl in der Eier als auch in der Hühnerfleischproduktion verboten.
Michael Hess forscht an der Veterinärmedizinischen Universität Wien im Bereich der Geflügelmedizin. In der Geflügelhaltung allgemein sieht er eine “sehr positive Entwicklung” in Österreich. “Auch durch die NGOs passiert viel in Richtung Tierwohl. Da ist die Branche immer gefordert, neu zu denken.”
Nur wenn es hell ist, fressen die Hühner. Daher wird besonders im Winter über künstliche Beleuchtung der Tag deutlich verlängert. Die Lichtphase darf laut Gesetz maximal 18 Stunden betragen, dunkel müssen es die Hühner mindestens sechs Stunden haben. Die EU-Bio-Verordnung schreibt acht Stunden Nachtruhe vor.
Wenn die Eintagesküken in den Stall kommen, ist dieser bereits für sie vorgeheizt. Je älter die Tiere sind, desto kühler wollen sie es. Eine Kühlung mittels Klimaanlage gibt es nicht. Im Sommer sind Temperaturen von weit über 30 Grad eine Herausforderung. In modernen Ställen gibt es große computergesteuerte Lüftungsanlagen, Sprühkühlanlagen oder Bewässerungssysteme am Dach, in älteren Ställen einfachere Lüftungsmöglichkeiten. Auch in der Bio-Mast hängt es von der Betriebsgröße ab, wie viel computergesteuert ist.
Die Einstreu besteht aus saugfähigen Materialien. Sie wirkt sich auf Luftqualität und Tiergesundheit aus und ist daher sehr wichtig. Johann Mayerhofer, konventioneller Hühnermäster aus der Steiermark, sagt, er habe schon verschiedene Materialien ausprobiert. Das beste Ergebnis habe er mit Hobelspänen erzielt. Ausprobiert habe er auch Dinkelpellets und Steingranulat. Johann Mayerhofer sagt: „Wo sich der Mensch nicht wohl fühlt, fühlt sich das Tier auch nicht wohl.“
Bio-Haltung
Der optisch größte Unterschied in der Bio-Haltung ist der Auslauf ins Freie. Laut EU-Bio-Verordnung müssen die Hühner “ständigen Zugang zu Freigelände, vorzugsweise zu Weideland, haben, wann immer die Witterungsbedingungen und der Zustand des Bodens dies erlaubt.” Mindestens ein Drittel seiner Lebensdauer muss ein Huhn Auslauf ins Freie haben. Zusätzlich zu Stall und Auslauf können Bio-Bauern einen Außenscharrraum errichten. Bei geeignetem Wetter sind pro Tag acht Stunden Auslauf ins Freie vorgeschrieben. Küken sind von dieser Regelung ausgenommen, weil sie den durchgehend warmen Stall brauchen. Für sie ist bei Bio Austria bis zum 28. Lebenstag kein Auslauf vorgeschrieben.
Im Stall muss so viel Fensterfläche vorhanden sein, dass es fünf Prozent der Stallfläche ausmacht. Verschiedene Ebenen im Stall sind auch in der Bio-Haltung nicht vorgeschrieben. Die Anzahl der Tiere ist mit 4.800 pro Stall und bei Bio Austria zusätzlich mit 9.600 Masthühnern pro Betrieb begrenzt. Bio Austria definiert den Hühnerstall als abgeschlossene Einheit mit Auslauf, was eine Trennung von Ställen nur durch ein Gitter verhindert. Die Hühner müssen ihren physiologischen Bedürfnissen nachgehen können, also zum Beispiel Getreidekörner aus der Einstreu picken können. Pro Tier muss in der Bio-Haltung mehr Stallfläche zur Verfügung stehen als in der konventionellen Haltung.
Platz pro Huhn
In der EU gibt es eine Mindestvorschrift für die Haltung von Masthühnern. Dieses schreibt vor, dass auf einem Quadratmeter Stall maximal 33 Kilo Hühner stehen. Ausnahmeregelungen erlauben maximal 42 Kilo. Die österreichische Tierhaltungsverordnung ist in diesem Punkt EU-weit die strengste und limitiert das Gewicht an Hühnern pro Quadratmeter mit 30 Kilo. Bis zur Abholung für die Schlachtung darf dieses Limit nicht überschritten werden.
Im Bio-Bereich dürfen EU-weit auf einem Quadratmeter maximal 21 Kilo Hühner stehen. Zusätzlich dürfen in einem befestigten Stall maximal zehn Hühner pro Quadratmeter sein, wenn diese nur einen Auslauf und keinen Außenscharrraum zur Verfügung haben. Gibt es einen Außenscharrraum dürfen im Stall 28 Kilo Hühner pro Quadratmeter stehen, wenn sich alle Hühner im Stall aufhalten würden. Viel seltener gibt es einen beweglichen Stall. In diesem Fall sind 30 Kilo Hühner pro Quadratmeter erlaubt, wenn alle gleichzeitig im Stall wären.
Wirtschaftlicher Nachteil durch mehr Platz
In keinem anderen europäischen Land schreibt das Gesetz so viel Platz pro Huhn vor wie in Österreich und der Schweiz. Nicht nur aus diesem Grund können österreichische Mäster nicht so kostengünstig produzieren wie andere Länder. In Österreich dürfen maximal 30 Kilogramm Hühner pro Quadratmeter stehen. Ob das “viel” ist, ist umstritten.
“Mit den 18 Hühnern pro Quadratmeter können wir noch gut leben, aber viel weniger dürfen es nicht mehr werden”, sagt Bernhard Gugler. Er mästet 51.000 Hühner in konventioneller Haltung. Ein Kollege aus dem EU-Ausland darf bei derselben Stallfläche ein paar tausend Tiere mehr halten. “Das ist auf jeden Fall ein Wettbewerbsnachteil”, so Gugler.
Wenig Bewegungsfreude in den letzten Lebenstagen
Er selbst hat festgestellt, dass sich die Hühner, wenn sie das Schlachtgewicht erreichen, kaum mehr im Stall herum bewegen. “Je älter die Hühner werden, desto fauler werden sie, auch wenn man ihnen den Platz gibt”, erklärt Bernhard Gugler. Ein Masthuhn der Rasse “Ross” ist nicht darauf gezüchtet, im Stall herum zu laufen. Es soll schnell an Gewicht zulegen und einen hohen Brustfleischanteil haben. Die Hühner können sich daher in den Tagen vor der Schlachtung nur mehr eingeschränkt bewegen.
Am Ende wird es enger
Bedeutung hat die Besatzdichte vor allem am Ende der Mast. Die Küken sind viel kleiner und haben denselben Platz zur Verfügung. Sind die Hühner ausgewachsen, machen die Limits von 30 oder 42 Kilogramm pro Quadratmeter schon optisch einen Unterschied aus. Hanna Zedlacher von Vier Pfoten sagt, man könne davon ausgehen, “dass eine höhere Besatzdichte das Tierwohl einschränkt.” 30 Kilogramm Hühner pro Quadratmeter sind aus ihrer Sicht auch noch nicht “das Paradies auf Erden”. “Das ist auch noch sehr hoch”, sagt Zedlacher. Mäster Bernhard Gugler weist darauf hin, dass das Platzangebot wieder wächst, wenn ein Teil der Hühner vor den anderen geschlachtet wird.
Management und Tätigkeiten des Bauern
Das Platzangebot ist nicht der einzige Faktor, der Tierwohl ausmacht. Auch die klimatischen Bedingungen im Stall, die Beleuchtung und die Qualität der Einstreu haben darauf Einfluss. Der Bauer geht mehrmals täglich in den Stall. Er kontrolliert, ob die technischen Parameter und die Einstreu passen. Tote Tiere nimmt er heraus, nicht überlebensfähige und schwer leidende Tiere werden vom Bauern fachgerecht getötet. Der Hauptanteil der Arbeit eines Hühnerbauern steckt aber in der Kultivierung seiner Acker- und Grünlandflächen. Eine bestimmte Fläche pro Tier ist vorgeschrieben. Nachdem die Hühner zur Schlachtung abgeholt werden, vergehen zwei Wochen, bis die neuen Küken angeliefert werden. Diese Zeit braucht der Bauer, um den Stall zu reinigen und desinfizieren und alles für die neuen Tiere vorzubereiten.
Tiergesundheit, Krankheiten und Keime
Keine Eingriffe am Masthuhn
Masthühner müssen nicht verändert werden, um sie für Haltung unter tausenden Tieren anzupassen. Weder ein Kupieren der Schnäbel noch eine Kastration oder sonstige Eingriffe sind notwendig. Lange bevor sie geschlechtsreif werden, kommen die Hühner zur Schlachtung. Die Schnäbel stellen in der etwa fünfwöchigen Mast kein großes Verletzungsrisiko dar. Auch in der mehr als doppelt so langen Bio-Mast werden keine Eingriffe vorgenommen. Das Kupieren der Schnäbel ist bei Bio ohnehin verboten.
Die häufigsten Blessuren während der Mast sind Kratzer und Veränderungen der Brusthaut und Fußballen. Manchmal kommt es vor, dass einzelne Tiere nicht mehr gehen können oder einen Herztod erleiden. Gründe dafür sind die Züchtung, die Haltungsform oder eine Erkrankung der Tiere.
> Konzentration bei Züchtung und Rassen
Erkrankungen, die in der Hühnermast oft vorkommen, sind laut Michael Hess von der Veterinärmedizinischen Universität Wien Durchfallprobleme und Atemwegserkrankungen. Beide führen zu einem flüssigeren Kot, was wiederum eine feuchtere Einstreu und Entzündungen der Fußballen zur Folge hat. Auch Krankheiten stehen im Verdacht, durch die Züchtung auf eine rasche Gewichtszunahme bedingt zu sein. Im Bio-Bereich gibt es Krankheiten, die im Freilauf entstehen können, wenn sich die Hühner bei Wildvögeln anstecken.
Impfungen, Medikamente und Wartefristen
Impfungen bekommen Masthühner vorbeugend, Medikamente nur im Krankheitsfall. Eine vorbeugende Behandlung mit Antibiotika ist verboten. Wenn Medikamente eingesetzt werden, gibt es Wartefristen, um Rückstände im Fleisch zu vermeiden. Zur Bekämpfung einer bakteriellen Erkrankung setzt der Tierarzt Antibiotika ein. Nur er darf diese verabreichen und muss jeden Antibiotikaeinsatz schriftlich dokumentieren. Antibiotika werden über das Trinkwasser verabreicht. Laut Martina Glatzl, Obfrau des Anerkannten Geflügelgesundheitsdienstes, werden in Österreich 28 Prozent der Herden mit Antibiotika behandelt. Geimpft werden die Hühner gegen Viruserkrankungen.
Wenn die Behandlung einer Herde zu einem Zeitpunkt geschieht, zu dem die Wartefrist über den Schlachttermin hinaus geht, muss der Mäster eine Entscheidung treffen. Lässt er die gesamte Herde bis nach der Wartefrist im Stall, werden die Tiere so schwer, dass sie die maximale Besatzdichte überschreiten. In so einem seltenen Fall muss er einen Teil der Herde vorzeitig unbehandelt aus dem Stall entfernen und schlachten lassen. Die Wartefrist zwischen Medikamenteneinsatz und Schlachtung muss auf jeden Fall eingehalten werden.
Eine Besonderheit in Österreich ist die Datenbank des Anerkannten Geflügelgesundheitsdienstes. Sie registriert jeden Antibiotikaeinsatz bei einem österreichischen Hühnermäster. So können Antibiotikamengen pro Stall und für die gesamte Branche über Jahre nachvollzogen werden. Michael Hess von der Veterinärmedizinische Universität Wien verweist auf den Antibiotikabericht des Anerkannten Geflügelgesundheitsdienstes. Laut dem Bericht ist die Menge der in der österreichischen Geflügelwirtschaft eingesetzten Antibiotika seit 2011 stark gesunken. Gründe seien die höhere Sensibilität bezüglich Resistenzen. Um diese zu verhindern, würden gezielt weniger Antibiotika eingesetzt. Die eingesetzten Mengen schwanken jedoch von Jahr zu Jahr. So wurden etwa 2020 mehr Masthühner mit Antibiotika behandelt als 2013, aber weniger als 2019.
Bio-Hühner müssen im Krankheitsfall bevorzugt pflanzliche Mittel bekommen. Chemisch-synthetische Mittel, zum Beispiel Antibiotika, sind erlaubt, wenn die pflanzlichen keine entsprechende Wirkung erzielen. Sie dürfen wie in der konventionellen Mast nicht vorbeugend verarbreicht werden. Ein Masthuhn darf nur einmal im Leben behandelt werden, sonst muss das Fleisch als konventionelles verkauft werden. Bei Bio ist die Wartefrist doppelt so lang wie in der konventionellen Mast. Bio-Bauern haben uns erzählt, dass sie dem Futter zum Beispiel Kräuter beimengen, um Krankheiten vorzubeugen.
Salmonellen und Campylobacter
Weniger Auswirkung auf die Tiergesundheit als auf jene des Menschen hat eine Infektion mit Campylobacter. Laut der AGES wurden im Jahr 2020 in Österreich 5.162 Fälle von Campylobacteriose diagnostiziert. Damit sei sie die am häufigsten gemeldete bakterielle Lebensmittelvergiftung und häufiger als eine Salmonellenvergiftung. Salmonellen sind kein großes Thema mehr.
Symptome sind Fieber, Durchfall und Bauchkrämpfe. Eine Ansteckungsgefahr besteht höchstens durch rohes Hühnerfleisch, das den Keim enthält. Die Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA empfiehlt “eine vorsichtige Handhabung von rohem Fleisch und anderen rohen Lebensmitteln, gründliches Durchgaren sowie eine gute Hygienepraxis in der Küche.” Im Gegensatz zu Salmonellen ist gegen Campylobacter in der EU kein Impfstoff zugelassen. Campylobacter ist sehr resistent gegen Antibiotika. In den USA ist nach dem Schlachten eine Behandlung mit Chlor erlaubt, als Sicherheit gegen Campylobacter. Die EU verbietet die Chlorbehandlung.
Campylobacter größeres Problem als Salmonellen
Die Fälle von menschlichen Infektionen mit Salmonellen gehen seit 2002 kontinuierlich zurück. Seit 2006 gibt es jährlich weniger Infektionen durch Salmonellen als durch Campylobacter. Die Salmonellose wird durch Salmonellen verursacht, die Hauptsymptome sind Erbrechen und Durchfall. Campylobacter können eine Campylobacteriose auslösen. Sie betrifft ebenfalls den Verdauungstrakt und hält bis zu eine Woche lang an. 2015 meldeten die Labore 6.529 Fälle bei Menschen. Damit ist Campylobacteriose die am häufigsten gemeldete Lebensmittelvergiftung in Österreich.
Erhitzen und Küchenhygiene wichtig
Sowohl um eine Infektion mit Salmonellen als auch mit Campylobacter zu verhindern, ist wichtig, dass das rohe Hühnerfleisch in der Küche nicht mit anderen Lebensmitteln in Berührung kommt. Das rohe Hühnerfleisch sollte vor dem Verzehr immer gut durchgebraten werden, also innen nicht mehr rosa sein. Die Hitze tötet Keime ab.
Forschung in der Geflügelmedizin
An Impfstoffen und Medikamenten forschen Michael Hess und sein Team an der Universitätsklinik für Geflügel und Fische der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Forschungsergebnisse tragen weit über Österreich hinaus zu gezielteren Behandlungen und mehr Tiergesundheit in der Geflügelmast bei. Dabei werden auch Tierversuche durchgeführt. Michael Hess und sein Team arbeiten auch mit Mastbetrieben und Tierärzten zusammen, erstellen Diagnosen und führen Analysen und Keimproben durch. Hühner werden zum Beispiel mit einem neuen Impfstoff geimpft und mit einem Virus infiziert. Bleiben die Tiere gesund, hat der Impfstoff eine Chance, in der Geflügelmast eingesetzt zu werden. Am Institut für Tierhaltung und Tierschutz forscht Knut Niebuhr mit seinem Team an besseren Haltungsbedingungen und einer Erhöhung des Tierwohls.