Fruchtfolge folgt (auch) ökonomischen Überlegungen

Traktor fährt auf Kartoffelfeld | © Land schafft Leben

Am Beispiel des heimischen Kartoffelanbaus lassen sich Konflikte zwischen ökologischen und ökonomischen Zielen der Nachhaltigkeit schön illustrieren. Die allermeisten Landwirte in Österreich sehen sich hier alljährlich aufs Neue herausgefordert, wenn es darum geht ihren Anbauplan zu erstellen. Josef Neumayr, ein junger Bauer im Einzugsgebiet von Wien, baut etwa alle vier bis sechs Jahre Erdäpfel auf demselben Acker an. Wie er uns im Filminterview wissen lässt, zielt dies vor allem darauf ab den Acker nicht zu überfordern. Den Boden nicht durch einseitigen Nährstoffentzug zu ermüden bzw. Krankheiten und Schädlinge, die durch die Kartoffel angelockt wurden, wieder aus dem Boden raus zu bringen, so ließe sich das Ziel des Bauern vereinfacht umschreiben.

Bio groß und größer?

Traktor fährt auf Kartoffelfeld | © Land schafft Leben

Mit einem Flächenanteil von 15,9 Prozent ist Bio im Kartoffelanbau bereits gut vertreten. Auf die Eingangsfrage “Warum Bio?” im Zuge unserer Dreharbeiten zur Kartoffel antwortet Martin Böltner, der im Waldviertel auf einer Fläche von 50 Hektar Bio-Kartoffeln anbaut: “Das Waldviertel ist für die Bio-Kartoffelproduktion aufgrund seiner klimatischen Voraussetzungen gut geeignet. Bei entsprechender Größe ist die auch im Bio-Bereich mittlerweile notwendige Schlagkraft zu erzielen mit relativ gesehen hohen Deckungsbeiträgen.” Der wichtigste Abnehmer seiner Bio-Industriespeisekartoffeln befinde sich mit dem Stärkewerk der AGRANA ebenfalls im Waldviertel. Das Argument von der notwendigen Schlagkraft durch entsprechende Größe führt im Filminterview auch Robert Harmer an, dessen Demeter-Betrieb mit 1600 Hektar noch einmal eine Größenordnung darüber angesiedelt ist.

Nur durch entsprechend hohe Erntemengen komme er mit seinen Kartoffeln, die nach den innerhalb der Bio-Branche strengsten Demeter-Richtlinien produziert werden, in den heimischen Lebensmittelhandel und das sei sein Ziel. Bio erhebe heute den Anspruch auch weiteren Konsumentenkreisen hochwertige Produkte zum Kauf anzubieten und habe den Sprung aus der Nische der kleinen Bio-Märkte in den Supermarkt und Discounter geschafft. Dazu musste aber in der Produktion die Gleichung Bio = Klein und überschaubar hinterfragt werden.

> BLOG: Wie groß darf Bio?

 

100 Prozent Bio?

Kartoffelfeld | © Land schafft Leben

Zur Zeit unserer Filmdrehs zur Kartoffel wurde eine im Rahmen des ORF-Schwerpunktes “Mutter Erde” in Auftrag gegebene Studie publik und sofort heftig diskutiert, die der Frage nachging, ob die gesamte heimische Landwirtschaft auf Bio umstellen könne. Laut dieser Studie sei dies sehr wohl möglich bei entweder gleichzeitiger Reduktion des Fleischkonsums um zehn Prozent oder bei einer Reduzierung des vermeidbaren Lebensmittelabfalls um ein Drittel. Wir nahmen diese aktuelle Studie zum Anlass, einige führende Experten des heimischen Kartoffelanbaus damit zu konfrontieren.