Wald- und Weinviertel als Österreichs Kartoffelregionen
Wald- und Weinviertel sind die Kartoffelregionen Österreichs. Kartoffelbauern sind Profis und arbeiten meist im Vollerwerb. Der Grund dafür ist die hohe Arbeitsintensität. Kartoffeln einfach so nebenbei anzubauen und in größeren Mengen zu vermarkten ist schwer. Es gibt aber auch viele kleinere Ackerbaubetriebe, die Kartoffeln als eine von vielen Erzeugnissen direkt verkaufen.
Herausforderungen für die Bauern
Besonders für professionelle Kartoffelerzeuger ist wichtig, schon vor dem Anbau einen Abnehmer für die Ware zu finden. Dann ist zu klären, was dieser erwartet und welche Kartoffeln der Markt braucht. Der Anspruch an die Qualität ist jedenfalls hoch. Am Weg zur optisch schönen, vermarktbaren Kartoffeln haben die Bauern mit einigen Herausforderungen umzugehen, etwa mit den Pflanzenkrankheiten Phytophthora und Alternaria. Drahtwurm und Kartoffelkäfer sind die bedeutendsten Schädlinge. Auch im Lager entstehen Schäden wie Druckstellen.
Vor 30 Jahren bauten Österreichs Bauern auf nicht ganz doppelt so viel Fläche Kartoffeln an. Damals hatten Kartoffeln noch Bedeutung für die Schweinefütterung. Kartoffeln müsste man vorm Füttern kochen, daher haben sie heute in der professionellen Schweinemast keine Bedeutung mehr. Die verwertbaren Erträge sind seit den 1980er-Jahren ziemlich gleich geblieben, weil die Ansprüche an Qualität und optische Schönheit größer geworden sind und die Züchtung dementsprechend heute den Fokus weniger auf hohe Erträge legt.
Kartoffeln werden ausschließlich im Freiland angebaut. Weltweit ist ein Anbau von Südchile bis Grönland möglich, da die Kartoffelpflanze sehr anpassungsfähig ist. Optimal sind leichte bis mittelschwere Böden, die man sieben kann und in denen sich die Nässe nicht staut. Verdichtete Böden wären problematisch für die Pflanze. Wichtig ist auch eine gute Verteilung der Niederschläge übers Jahr, besonders während jener Zeit, in der die Kartoffeln Knollen ansetzen.
Verbesserung des Bodens
Für die Bodengesundheit günstig ist eine Begrünung. Sie durchwurzelt und lockert die Erde. Das Problem dabei, auch der Drahtwurm fühlt sich bei einer Begrünung wohl und bedient sich an den in der Folge angebauten Kartoffeln. Die Begrünungen vor dem Kartoffelanbau nehmen daher in Österreich wieder ab. Wesentlicher Bestandteil der Anbauplanung ist und bleibt die Fruchtfolge.
> HINTERGRÜNDE: Weg der Nährstoffe
Die Abwechslung von Hack- und Hülsenfrüchten, Getreide und Zwischenfrüchten, ist notwendig, um zu verhindern, dass sich Krankheiten und Schädlinge im Boden einrichten. Kartoffeln sollten maximal alle vier Jahre auf demselben Acker angebaut werden, besser ist alle fünf oder sechs Jahre.
Die Kartoffelpflanzen hinterlassen viele Nährstoffe im Boden. Damit diese nicht ausgewaschen werden und ins Grundwasser gelangen, empfiehlt es sich, nach der Kartoffel eine Kultur anzubauen, die speziell Stickstoff schon zu Beginn gut verwerten kann, üblicherweise Wintergetreide.
Bodenbearbeitung und Düngen
Schon im Herbst davor bereiten die Bauern den Acker für den Kartoffelanbau im Frühjahr vor. Im Herbst graben die meisten die oberen 20 Zentimeter des Bodens mit dem Pflug um. Über den Winter baut er eine Begrünung an. Sie schont und lockert den Boden, lagert Nährstoffe ein und ist gut für das Bodenleben. Leider gefällt die Begrünung auch dem Drahtwurm, einem der Hauptschädlinge der Kartoffel. Im Frühjahr muss den Bauer den Boden noch oberflächlich bearbeiten und für die Kartoffel-Aussaat ebnen. Gedüngt wird unmittelbar oder während der Aussaat. Dabei heißt es aufpassen, denn zu viel Dünger kann der Qualität der Kartoffel schaden.
Zu viele Nährstoffe im Boden machen die Kartoffel anfälliger für Schäden und sind verantwortlich für eine gräuliche Färbung nach dem Kochen. Es empfiehlt sich daher eine Bodenprobe zu machen, um herauszufinden, welche Nährstoffe schon im Boden sind und wie viel noch gedüngt werden soll. Konventionelle Bauern verwenden hauptsächlich chemisch-synthetische Düngemittel und teilweise Alternativen wie das Kartoffel-Fruchtwasser, das bei der Stärkeerzeugung anfällt. Auch Bio-Bauern dürfen dieses Fruchtwasser verwenden, obwohl es bei der Verarbeitung konventioneller Kartoffeln abfällt. Die meisten Bio-Handelsmarken lassen dies aber nicht zu. Da Bio-Bauern auf chemisch-synthetische Düngemittel verzichten müssen, sind sie vermehrt auf andere Alternativen wie Kompost angewiesen. Die Richtlinie für sachgerechte Düngung gibt in Österreich je nach Ertragslage den Nährstoffbedarf unter anderem im Kartoffelanbau an.
Aussaat und klimatische Herausforderung
2 bis 2,5 Tonnen Kartoffeln kommen als Saatgut auf einen Hektar vorbereiteten Acker. Schon Ende Februar werden in den Hauptanbaugebieten die Frühkartoffeln angebaut, die Lagerkartoffeln Anfang April Aus ihnen wachsen die Kartoffelpflanzen und viele weitere Kartoffeln, die wir eines Tages verspeisen. Damit die Pflanze überhaupt keimt, braucht es eine Temperatur von mindestens acht Grad.
> Andere Länder, anderer Anbau
Über 25 Grad sind der Kartoffelpflanze aber schon wieder zu warm und sie bildet keine neuen Kartoffeln aus. Die immer heißeren und früheren Sommer in Österreich machen den Kartoffelanbau zunehmend zur Herausforderung. Schon jetzt befindet sich Österreich am südlichen Rand jener Regionen, die der Kartoffel klimatisch günstige Verhältnisse bieten. Der Anbau in trockeneren und heißeren Ländern wie Ägypten und Israel ist im Winter und mit künstlicher Bewässerung möglich.
Die Wurzeln der Kartoffelpflanze reichen nur in eine Tiefe von 30 bis 60 Zentimeter. Andere Pflanzen haben viel tiefere Wurzeln, Hafer zum Beispiel bis in 80 bis 90 Zentimeter. Bei Trockenheit zieht sich die Feuchtigkeit in tiefere Bodenschichten zurück. Um Kartoffelerträge zu sichern, ist daher eine gute Wasserversorgung besonders wichtig. Garantieren kann das eine künstliche Bewässerung. Ob die Bauern überhaupt bewässern können, hängt davon ab, in welcher Region sie sich befinden. Das Marchfeld kann dank Marchfeldkanal und Brunnen fast flächendeckend beregnet werden. In den Bezirken Korneuburg und Hollabrunn gibt es punktuell Möglichkeiten. Gut ein Fünftel der Speisekartoffelfelder in Österreich werden künstlich bewässert.
Ernte
Kartoffeln werden vom Frühsommer bis in den Herbst geerntet. Ende Mai beginnt die Ernte der Frühkartoffeln, Ende August jene der Lagerkartoffeln. Zum Erntezeitpunkt sollte der Boden nicht zu nass sein. Sind die Kartoffeln feucht, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Lagerschäden entstehen. Ein nasser Boden wird bei der Ernte außerdem stärker verdichtet. Um zu wissen, wann genau er erntet, gräbt der Bauer probeweise ein Loch und nimmt eine Kartoffel aus dem Boden.
Der Bauer reibt mit dem Daumen an einer rohen Knolle. Wenn sich die Schale dabei leicht abreiben lässt, ist die Kartoffel noch nicht reif und lagerfähig. Und wenn die Kartoffel beim Durchschneiden quietscht, hat sich noch nicht genug Stärke eingelagert und der Bauer wartet ebenfalls noch ab. Frühkartoffeln werden schon geerntet, wenn sich die Schale abreiben lässt. Sie sind nicht für die Lagerung über mehrere Monate bestimmt und müssen keine fest anhaftende Schale haben.
Ein Traktor zieht die Erntemaschine, die meist eine, zwei oder vier Reihen Dämme mitsamt den Kartoffeln aufnimmt. Sie trennt die Kartoffeln von Erde und Steinen. Auf der Maschine stehen zwei bis vier Personen, die optisch fehlerhafte Kartoffeln gleich aussortieren. Es sind traditionell Familienmitglieder, die aber immer mehr von Fremdarbeitskräften abgelöst werden.
Bio-Bauern haben weniger Möglichkeiten, die Kartoffeln vor Schaderregern zu schützen. Wie groß die Unterschiede in den Erntemengen zwischen konventionellen und biologischen Kartoffeln sind, hängt stark von der Witterung im jeweiligen Jahr ab. In eher feuchten Jahren spielt die Kraut- und Knollenfäule eine größere Rolle. Dann kann es im Bio-Bereich zu großen Ernteausfällen kommen, weil Bio-Bauern kein chemisch-synthetisches Fungizid einsetzen dürfen. Manche Bio-Bauern dürfen dafür Kupfer einsetzen.
> Kraut- und Knollenfäule Phytophthora
Mehr als die Hälfte der in Österreich verwendeten Kartoffeln werden als solche oder in Kartoffelprodukten gegessen. Der Rest wird zu Stärke, Saatgut, Futter oder fällt als Verluste an. Für Kartoffelstärke gibt Statistik Austria einen Selbstversorgungsgrad von 340 Prozent an.