Wald- und Weinviertel als Österreichs Kartoffelregionen

Kartoffelbauer mit Werkzeug in Feld | © Land schafft Leben

Wald- und Weinviertel sind die Kartoffelregionen Österreichs. Kartoffelbauern sind Profis und arbeiten meist im Vollerwerb. Der Grund dafür ist die hohe Arbeitsintensität. Kartoffeln einfach so nebenbei anzubauen und in größeren Mengen zu vermarkten ist schwer. Es gibt aber auch viele kleinere Ackerbaubetriebe, die Kartoffeln als eine von vielen Erzeugnissen direkt verkaufen.

Herausforderungen für die Bauern

Mensch zeigt von Kartoffelkäfer beschädigte Blätter | © Land schafft Leben

Besonders für professionelle Kartoffelerzeuger ist wichtig, schon vor dem Anbau einen Abnehmer für die Ware zu finden. Dann ist zu klären, was dieser erwartet und welche Kartoffeln der Markt braucht. Der Anspruch an die Qualität ist jedenfalls hoch. Am Weg zur optisch schönen, vermarktbaren Kartoffeln haben die Bauern mit einigen Herausforderungen umzugehen, etwa mit den Pflanzenkrankheiten Phytophthora und Alternaria. Drahtwurm und Kartoffelkäfer sind die bedeutendsten Schädlinge. Auch im Lager entstehen Schäden wie Druckstellen.

Was gute Böden ausmacht

Kartoffeln werden ausschließlich im Freiland angebaut. Weltweit ist ein Anbau von Südchile bis Grönland möglich, da die Kartoffelpflanze sehr anpassungsfähig ist. Optimal sind leichte bis mittelschwere Böden, die man sieben kann und in denen sich die Nässe nicht staut. Verdichtete Böden wären problematisch für die Pflanze. Wichtig ist auch eine gute Verteilung der Niederschläge übers Jahr, besonders während jener Zeit, in der die Kartoffeln Knollen ansetzen.

Verbesserung des Bodens

Getreidefeld bei tiefstehender Sonne | © Land schafft Leben

Für die Bodengesundheit günstig ist eine Begrünung. Sie durchwurzelt und lockert die Erde. Das Problem dabei, auch der Drahtwurm fühlt sich bei einer Begrünung wohl und bedient sich an den in der Folge angebauten Kartoffeln. Die Begrünungen vor dem Kartoffelanbau nehmen daher in Österreich wieder ab. Wesentlicher Bestandteil der Anbauplanung ist und bleibt die Fruchtfolge.

> HINTERGRÜNDE: Weg der Nährstoffe

Bodenbearbeitung und Düngen

Bearbeiteter Feldboden | © Land schafft Leben

Schon im Herbst davor bereiten die Bauern den Acker für den Kartoffelanbau im Frühjahr vor. Im Herbst graben die meisten die oberen 20 Zentimeter des Bodens mit dem Pflug um. Über den Winter baut er eine Begrünung an. Sie schont und lockert den Boden, lagert Nährstoffe ein und ist gut für das Bodenleben. Leider gefällt die Begrünung auch dem Drahtwurm, einem der Hauptschädlinge der Kartoffel. Im Frühjahr muss den Bauer den Boden noch oberflächlich bearbeiten und für die Kartoffel-Aussaat ebnen. Gedüngt wird unmittelbar oder während der Aussaat. Dabei heißt es aufpassen, denn zu viel Dünger kann der Qualität der Kartoffel schaden.

Aussaat und klimatische Herausforderung

Traktor säht Kartoffeln auf Feld aus | © Land schafft Leben

2 bis 2,5 Tonnen Kartoffeln kommen als Saatgut auf einen Hektar vorbereiteten Acker. Schon Ende Februar werden in den Hauptanbaugebieten die Frühkartoffeln angebaut, die Lagerkartoffeln Anfang April Aus ihnen wachsen die Kartoffelpflanzen und viele weitere Kartoffeln, die wir eines Tages verspeisen. Damit die Pflanze überhaupt keimt, braucht es eine Temperatur von mindestens acht Grad.

> Andere Länder, anderer Anbau

Wenn möglich Bewässerung

Die Wurzeln der Kartoffelpflanze reichen nur in eine Tiefe von 30 bis 60 Zentimeter. Andere Pflanzen haben viel tiefere Wurzeln, Hafer zum Beispiel bis in 80 bis 90 Zentimeter. Bei Trockenheit zieht sich die Feuchtigkeit in tiefere Bodenschichten zurück. Um Kartoffelerträge zu sichern, ist daher eine gute Wasserversorgung besonders wichtig. Garantieren kann das eine künstliche Bewässerung. Ob die Bauern überhaupt bewässern können, hängt davon ab, in welcher Region sie sich befinden. Das Marchfeld kann dank Marchfeldkanal und Brunnen fast flächendeckend beregnet werden. In den Bezirken Korneuburg und Hollabrunn gibt es punktuell Möglichkeiten. Gut ein Fünftel der Speisekartoffelfelder in Österreich werden künstlich bewässert.

Ernte

Eine Frau am Feld bei der Kartoffelernte | © Land schafft Leben

Kartoffeln werden vom Frühsommer bis in den Herbst geerntet. Ende Mai beginnt die Ernte der Frühkartoffeln, Ende August jene der Lagerkartoffeln. Zum Erntezeitpunkt sollte der Boden nicht zu nass sein. Sind die Kartoffeln feucht, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Lagerschäden entstehen. Ein nasser Boden wird bei der Ernte außerdem stärker verdichtet. Um zu wissen, wann genau er erntet, gräbt der Bauer probeweise ein Loch und nimmt eine Kartoffel aus dem Boden.

So funktioniert die Ernte

Ein Traktor zieht die Erntemaschine, die meist eine, zwei oder vier Reihen Dämme mitsamt den Kartoffeln aufnimmt. Sie trennt die Kartoffeln von Erde und Steinen. Auf der Maschine stehen zwei bis vier Personen, die optisch fehlerhafte Kartoffeln gleich aussortieren. Es sind traditionell Familienmitglieder, die aber immer mehr von Fremdarbeitskräften abgelöst werden.

Bio-Ernte fällt geringer aus

Bio-Bauern haben weniger Möglichkeiten, die Kartoffeln vor Schaderregern zu schützen. Wie groß die Unterschiede in den Erntemengen zwischen konventionellen und biologischen Kartoffeln sind, hängt stark von der Witterung im jeweiligen Jahr ab. In eher feuchten Jahren spielt die Kraut- und Knollenfäule eine größere Rolle. Dann kann es im Bio-Bereich zu großen Ernteausfällen kommen, weil Bio-Bauern kein chemisch-synthetisches Fungizid einsetzen dürfen. Manche Bio-Bauern dürfen dafür Kupfer einsetzen.

> Kraut- und Knollenfäule Phytophthora

Mehr als die Hälfte der in Österreich verwendeten Kartoffeln werden als solche oder in Kartoffelprodukten gegessen. Der Rest wird zu Stärke, Saatgut, Futter oder fällt als Verluste an. Für Kartoffelstärke gibt Statistik Austria einen Selbstversorgungsgrad von 340 Prozent an.