Anbauformen
Paprika aus Österreich wird grob auf zwei Arten angebaut: im geschützten Anbau oder im Freiland. Unter geschütztem Anbau versteht man den Anbau unter Folie oder Glas. Dabei gibt es den Folientunnel, das Glas- oder Gewächshaus und den immer beliebter werdenden Folienblock. Der Freiland-Paprika wächst draußen auf dem Acker und ist eher die Ausnahme als die Regel. Ganze 97 Prozent der österreichischen Paprika wachsen geschützt unter Glas oder Folie. Im Freiland wachsen lediglich drei Prozent der Paprika heran. Dies hat verschiedene Gründe: Im Freiland fällt der Ertrag wesentlich geringer aus als im Glashaus oder im Folientunnel. Ein weiterer Grund ist die künstliche Verlängerung der Saison. Würden wir in Österreich Paprika nur im Freiland anbauen, könnten wir nur von Mitte Juli bis Ende September österreichischen Paprika kaufen. Durch den Anbau im Glashaus und im Folientunnel kann heimischer Paprika von März bis Ende November vermarktet werden. In den kalten Wintermonaten wird Paprika aus Österreich nicht angeboten, da sowohl die Beheizung als auch die Beleuchtung im Glashaus zu teuer wären.
Anbau im Gewächshaus
Beim Paprika verläuft der Anbau im beheizten Gewächshaus, beziehungsweise Glashaus, ähnlich wie bei der Tomate. Die Pflanzen wachsen nicht in Erde, sondern entweder auf Kokosfaser oder Steinwolle. Nach der letzten Ernte werden die Kokosfaser- und Steinwollmatten entweder für andere Kulturen weiterverwendet oder entsorgt. Glashaus-Gärtnerinnen und Gärtner bezeichnen dies als „Rein-Raus-Verfahren“. Die Saison der Glashaus-Paprika erstreckt sich fast über das ganze Jahr. Von März bis Ende November kann von den gleichen Pflanzen geerntet werden. Das Glashaus wird vor allem in den kälteren Monaten beheizt, doch auch im Sommer kann Beheizung während der kühlen Morgen- und Nachtstunden notwendig sein.
Neben dem typischen beheizten Glashaus kommen auch immer mehr sogenannte Folienblöcke zum Einsatz. Diese sehen aus wie Glashäuser, bestehen jedoch hauptsächlich aus Folie und nicht aus Glas. Auch dort werden die Pflanzen in Kokosfaser- oder Steinwollmatten angebaut und beheizt.
Was passiert in einem Glashaus das ganze Jahr?
Ein typisches Jahr einer Glashaus-Gärtnerin oder eines -Gärtners beginnt zwischen Anfang und Mitte Januar mit dem Setzen der Jungpflanzen. Dann werden die Pflanzen aufgeleitet. Mit der Zeit werden immer wieder Seitentriebe ausgegeizt, also gekappt, sodass nur drei bis vier Haupttriebe übrigbleiben. Die erste sogenannte „grünreife“ Ernte erfolgt dann Anfang April. Dabei werden die grünen Paprika geerntet, die weniger süß sind und oft in Salaten oder auch Eintöpfen Verwendung finden. Diese grünen Paprika gehören nicht – wie oft angenommen – einer eigenen Sorte an, sondern sind unreif. Geerntet wird dann drei bis viermal pro Woche. Ab Mitte April bis Ende November können dann schon die ersten vollreifen roten, gelben und orangen Paprika geerntet werden. Da Paprikapflanzen einjährig sind, werden diese nach der letzten Ernte entfernt, um Platz für die neuen zu schaffen.
Aufleiten der Pflanzen und Pflege
Paprikapflanzen müssen aufgeleitet werden, damit sie beim Tragen ihrer Früchte unterstützt werden. Im Glashaus passiert das Aufleiten über Schnüre, die senkrecht vom Boden bis zur Decke gespannt werden. Die Paprikapflanzen werden um die Schnur gewickelt und wachsen dann der Schnur entlang nach oben. Während dieser Zeit werden immer wieder Seitentriebe gekappt, damit die Pflanze nicht wuchert und möglichst viele schöne Paprika direkt an den Haupttrieben wachsen. Ein anderer besonderer Aspekt der Pflege ist das sogenannte „Ausbrechen der Königsblüte“. Dabei wird die allererste Blüte der Pflanze entfernt. Das Ausbrechen der Blüte hat den Grund, dass die Paprikapflanzen oft schon in sehr frühem Stadium Blüten bilden und diese noch gar nicht ernähren können. Daher muss man diese ausbrechen, beziehungsweise entfernen. Das passiert in der Regel noch bevor die Pflanzen aufgeleitet werden.
Optimierter Ernährungsplan für Paprika-Pflanzen
Paprika-Pflanzen werden im Glashaus über eine Nährlösung versorgt. Sie bekommen also alle Haupt- und Mikronährstoffe über eine Flüssigkeit. Damit die Versorgung stimmt, wird alle zwei Wochen eine Nährstoffprobe mit einer Spritze aus der Kokosfaser- oder der Steinwoll-Matte entnommen. Dabei wird überprüft, ob die Pflanzen genügend Nährstoffe bekommen, ob alle Nährelemente im richtigen Verhältnis zueinander sind und ob der pH-Wert stimmt. Dieser Prozess ist ein hochkomplexes Unterfangen, für das die Betriebe Beratung von außen heranziehen. So können sie die Zusammenstellung eines „optimalen Ernährungsplans“ für die Pflanze sicherstellen.
Glashäuser stehen aufgrund ihres hohen Energiebedarfs als „Klimakiller“ in der Kritik. Mehr dazu findest du hier:
> Ökologische Aspekte
Der Einsatz der Steinwoll- und Kokosfaser-Matten, in denen die Pflanzen heranwachsen, ist aus ökologischen Gründen umstritten. Da Kokospalmen nicht in Österreich wachsen, werden die Fasermatten über weite Strecken transportiert. Was die Steinwolle betrifft, steht vor allem ihre Entsorgung in der Kritik. Steinwolle fällt nicht wie Kokosfaser in die Kategorie Biomüll, sondern muss als Sondermüll entsorgt werden. Ein Argument für Kokosfaser- oder Steinwoll-Matten ist die optimierte Hygiene. Im Gegensatz zur Erde kann man die Pflanzen über die Matten zudem gezielt mit Nähstoffen versorgen. Trotz dieser Vorteile betont Wolfgang Palme den Verlust des gemeinsamen Systems: „Boden, Pflanze, Mensch – das muss das Ziel sein eines nachhaltigen ökologischen Gemüseanbaus. Die Spezialisierung im Glashaus ist dagegen eine Art Fabrikproduktion. Ein Paprikagärtner versteht vielleicht vom Salat gar nichts mehr.“ Das gleiche Problem findet man auch im intensiven Gurkenanbau, bei dem die Pflanzen ebenfalls auf Steinwoll- oder Kokosfasermatten wachsen.
> Kokosfaser oder Steinwolle anstelle von Erde im Gurkenanbau
Anbau im unbeheizten Folientunnel
Eine weitere Anbaumethode ist der Anbau im Folientunnel. In Österreich findet man diese Anbauform bei Paprika vor allem in der Steiermark und im Burgenland. Im Folientunnel wachsen die Paprikapflanzen in Erde. Anders als beim Anbau im Glashaus nehmen die Paprikapflanzen über die Erde die Nährstoffe auf, die sie brauchen. Damit der Boden sich zwischen den Phasen des Paprika-Anbaus erholen kann, gibt es eine Fruchtfolge und in vielen Betrieben wird die Fläche gewechselt.
Welche Arbeitsschritte gibt es im Folientunnel?
Im unbeheizten Folientunnel können die Paprika-Jungpflanzen ab Anfang bis Mitte April gesetzt werden. Dafür wird zuerst die Vorkultur - also die Gemüsekultur, die in der Fruchtfolge zuvor angepflanzt wurde – geerntet, das Feld geräumt und der Boden vorbereitet. Ist die Pflanze in der Erde, lässt man sie buschig heranwachsen. Dann wird die erste Blüte entfernt, welche auch Königsblüte genannt wird. Bricht man die Blüte aus, steckt die Pflanze mehr Energie in die Bildung von Stängeln und Blättern anstatt in die Blüte.
Die nötigen Nährstoffe erhalten die Pflanzen über den Boden. Gedüngt wird – im konventionellen Anbau – laufend durch den Einsatz von Düngemitteln.
„Die Düngung kann im konventionellen wie auch im Bio-Anbau mit organischem Dünger wie zum Beispiel Pferdemist erfolgen“, sagt Gabi Wild-Obermayr, Bio-Gemüse-Bäuerin in Oberösterreich.
Doch auch Düngemittel aus dem Handel kommen zum Einsatz, die die wichtigsten Nährstoffe Phosphor, Kalium und Natrium enthalten. Die Menge wird immer auf den Nährstoffvorrat im Boden und auch auf die jeweilige Kultur angepasst.
Die erste Ernte der grünreifen, also der grünen unreifen, Paprika erfolgt ab Juni. 20–25 Tage später können dann schon die ersten reifen Früchte geerntet werden. Laut dem Gemüsebauer Daniel Lorenschitz, der im Burgenland seinen Gemüsebetrieb führt, gehört die Ernte zur Hauptarbeit: „Wir ernten zirka alle 14 Tage denselben Tunnel. Bei 60 Tunneln erntet man quasi täglich.“
Aufleiten der Pflanze und Pflege
Im Folientunnel werden die Paprika-Pflanzen auf unterschiedlichste Arten aufgeleitet. Eine Form der Aufleitung ist die Aufleitung mit Gittern. Dabei bringt man Gitter in der Höhe von zirka einem Meter parallel zum Boden an. Die Paprikapflanzen wachsen dann durch dieses Gitter hindurch und werden so stabilisiert. Anders als im Glashaus ist kein Ausgeizen, also ein Kappen der Seitentriebe notwendig. Oft wachsen die Paprika buschig heran und tragen sowohl am Haupt- als auch an den Seitentrieben Früchte.
Das zweite Aufleitsystem, das im Folientunnel zur Anwendung kommt, ist das Französische System. Beim Französischen System werden mehrere horizontal verlaufende Schnüre gespannt, durch die die Triebe gestützt werden. Die Triebe werden dann immer wieder horizontal fixiert und überstehende Triebe entfernt. Zusätzlich gibt es auch senkrechte Schnüre, die ähnlich wie im Glashaus, vom Boden nach oben zum Haltedraht. Sie bieten den Paprika-Pflanzen zusätzliche Stabilität. Auch in dieser Anbauform wird die Königsblüte, also die erste Blüte der Paprika-Pflanze entfernt.
Fruchtfolge im Folientunnel
Anders als im Glashaus, gibt es im Folientunnel eine Fruchtfolge. Das bedeutet, dass nach einer Paprika-Ernte in den folgenden vier bis fünf Jahren zum Beispiel Gurken oder Vogerlsalat als Hauptkultur angebaut werden bis dann wieder Paprikapflanzen auf das Feld kommen. So wird der Boden gesund gehalten. Die von uns befragten Betriebe halten es sehr unterschiedlich mit der Fruchtfolge. Einige bauen Paprika mehrere Jahre hintereinander an und haben von Jänner bis April Vorkulturen wie zum Beispiel Kopfsalat oder Radieschen am Feld. Zusätzlich kann auch eine Gründüngung eingesetzt werden. Zusätzlich zur Fruchtfolge, kann auch der Folientunnel an einen anderen Platz gestellt werden. Das passiert in der Regel etwa alle sieben Jahre. So können andere Flächen genutzt werden und der Boden hat Zeit, sich zu erholen.
Kaum Anbau von Paprika im Freiland
Paprika aus Freilandanbau ist die absolute Ausnahme in Österreich. „Der Freilandanbau ist wirklich nur in privilegierten warmen und sehr begünstigten Regionen möglich. Ein Beispiel ist der burgenländische Seewinkel“, sagt Wolfgang Palme, Forscher an der HBLFA für Gartenbau in Schönbrunn. Dort wächst der Freilandpaprika anders als im Glashaus nicht entlang von Schnüren nach oben, sondern in eher buschiger Form heran. Manchmal werden Holzpflöcke oder Metallleitern in die Erde gesteckt, entlang derer horizontal Schnüre gespannt werden. Diese fangen dann immer wieder die Triebe ein und halten die Pflanzen zusammen. Der Ertrag der Freiland-Paprika ist überschaubar, weshalb man kaum Freiland-Paprika im Lebensmittelhandel findet. Viele österreichische Betriebe bieten Freiland-Paprika direkt an, verwenden sie für Gewürze oder verkaufen sie an Unternehmen weiter, die den Paprika einlegen. Gurkenprinz im Burgenland ist ein Beispiel für ein Unternehmen, das Freiland-Paprika in eingelegter Form verkauft.
Bei der Frage, ob Paprika aus dem Freiland besser schmeckt als jener aus geschütztem Anbau, teilen sich die Meinungen unserer befragten Paprika-Experten. Allgemein kann aber gesagt werden, dass nicht die Anbauform, sondern die Sorte für den Geschmack entscheidend ist.
Mehr Risiken im Freilandanbau
Paprika aus dem Freiland ist wesentlich stärker dem Wetter ausgesetzt und öfter von Ertragseinbußen betroffen als Paprika aus dem Folientunnel oder dem Glashaus. Erich Stekovics, der Paprika ausschließlich im Freiland anbaut, spricht offen über die Risiken: „Man ist im Freilandanbau nicht erntesicher. Das ist natürlich ein riesiges Risiko für einen Landwirt, der sein ganzes Kapital in die Pflanzen und in die Arbeit hineinsteckt und nicht weiß, ob er ernten wird.“ Erschwerend kommen die Auswirkungen des Klimawandels hinzu. Besonders die Trockenheit macht den Freiland-Gärtner und -Gärtnerinnen zu schaffen. Stekovics hat für seinen Betrieb einen Umgang mit dem Wassermangel gefunden: „Wir versuchen mit trockenresistenten Sorten zu arbeiten und sehr sorgsam mit Wasser umzugehen.“
Feinde des Paprikas
Die Paprikapflanze hat viele Feinde. Sie können in Form von Krankheiten oder auch als Insekten auftreten. Der größte Feind ist die Blattlaus.
Schädlinge
Blattläuse sind die am häufigsten vorkommenden Schädlinge bei Paprikapflanzen. Sie können auch schon bei Jungpflanzen auftreten. Die Blattlaus schadet einerseits der Pflanze direkt und andererseits kann sie auch Krankheiten zwischen Pflanzen übertragen.
Auch sogenannte Thrispe, kleine Tierchen, die die Blüte befallen und schädigen, machen den Pflanzen zu schaffen. Sie zeigen sich am Paprika durch silbrige Flecken.
Spinnmilben befallen die Pflanze, indem sie Netze an Blättern und Stängel bilden.
Sogenannte Weichhautmilben treten bereits auf Jungpflanzen auf und können zur Verkrüppelung der Früchte führen.
Virosen, Pilze, Bakterien
Nicht nur Schädlinge befallen die Pflanzen, auch Krankheiten können den Paprika-Pflanzen zusetzen. Virosen können zum Beispiel nur durch resistente Sorten, Behandlung des Saatguts oder Desinfektion der Jungpflanzen abgewendet werden. Pilze entstehen durch hohe Luftfeuchtigkeit und Bakterien können die Pflanze befallen und zu Fäulnis führen.
Sonnenbrand
Auch die Sonne hat Einfluss auf die Gesundheit der Paprikapflanze. Starke Sonneneinstrahlung kann auf Blättern und Früchten der Pflanze zu Sonnenbrand führen. Die Paprikafrüchte werden dann braun und die Haut wird pergamentartig. Häufig verwechselt man Kalziummangel bei Pflanzen mit Sonnenbrand, da die Symptome sehr ähnlich sind. Dieser Kalziummangel wird bei Pflanzen auch als Blütenendfäule bezeichnet. Was den echten Sonnenbrand betrifft, stellt dieser – anders, als man meinen möchte – im Freiland kein großes Problem dar. Denn die Pflanzen sind robuster als jene im Glashaus oder im Folientunnel. Die Pflanzen im Folientunnel und im Glashaus sind hingegen weniger robust und können durch eindringende Sonnenstrahlen Schaden nehmen. Unter anderem auch, weil die Sonneneinstrahlung zu Hitze führt und es für die Pflanzen schlichtweg zu heiß werden kann. Daher ist richtige Beschattung essentiell.
Pflanzenschutz
Das A und O im Pflanzenschutz bei Paprika ist die sogenannte „Betriebshygiene“. Das bedeutet, dass die Pflanzen sauber gehalten und von Krankheiten betroffene Pflanzen sofort entfernt werden müssen, damit diese nicht noch weitere Pflanzen befallen. Aber auch andere Faktoren wie Luftfeuchtigkeit spielen eine Rolle. „Die Luftfeuchtigkeit muss reguliert werden und man sollte darauf achten, das Messer bei der Ernte zu desinfizieren“, sagt Wolfgang Palme, Forscher an der HBLFA für Gartenbau in Schönbrunn. „Auch schon bei der Jungpflanzen-Erzeugung beugt man mit Desinfektion vor.“
Einsatz von Nützlingen
Neben der Betriebshygiene und der Klimaführung gibt es auch eine Reihe anderer Methoden, die sowohl im geschützten Anbau als auch im Freiland zum Pflanzenschutz angewendet werden. Von größter Bedeutung ist dabei der Einsatz von Nützlingen gegen Schädlinge. Diese Form des Pflanzenschutzes ist beim Paprika die wichtigste, da die Pflanzen zum Beispiel weniger anfällig für Pilze als für Schädlinge sind. Ein Beispiel für den Einsatz von Nützlingen ist die Raubmilbe, die gegen die Spinnmilben und Thripse eingesetzt wird. Diese werden auf oder zwischen den Pflanzen ausgebracht.
Um die Blattlaus mit Nützlingen zu bekämpfen, ist eine sogenannte „offene Zucht“ notwendig, die schon zu Beginn der Pflanzung durchgeführt werden muss. Zuerst muss man dafür mit Futter für die Nützlinge vorsorgen, damit diese in der Nähe der Paprika-Pflanzen bleiben und beim Auftreten von Blattläusen eingesetzt werden können. Dafür pflanzt man Getreidebüschel neben die Paprika-Pflanzen, in denen man spezielle Getreide-Blattläuse züchtet. Diese greifen den Paprika nicht an und dienen den zukünftigen Nützlingen als Nahrung. Für den Fall, dass andere schädliche Blattläuse die Paprikapflanzen befallen, sind dann bereits genügend Nützlinge vorhanden.
"Spot-Behandlung" mit Pflanzenschutzmitteln
Im konventionellen Paprika-Anbau werden auch Insektizide und Akarizide punktuell gegen Schädlinge und Krankheiten eingesetzt. Die Gärtnerinnen und Gärtner behandeln also nur den betroffenen Punkt. Dieses punktuelle Auftragen nennt man auch „Spot-Behandlung“. So minimieren sie Rückstände auf den Paprika. Darüber hinaus ergeben sich weitere Vorteile: Kosten für Pflanzenschutzmittel werden gesenkt und die Pflanzen neigen nicht so stark zur Entwicklung von Resistenzen. „Spot-Behandlung“ kommt in allen Anbauformen zur Anwendung.
„Die Blattlaus stellt im biologischen Anbau eine besondere Herausforderung dar“, sagt Renate Fuchs von der Nützlingsberatung der Landwirtschaftskammer Steiermark. „Ohne vorbeugenden Nützlingseinsatz ist die Bekämpfung beim Auffinden der ersten Läuse sehr schwierig. Die Vermehrung der Blattläuse ist dann schneller als die der Nützlinge.“ Anders als im konventionellen Anbau, gibt es in der biologischen Landwirtschaft nämlich keine Präparate, die gezielt nur Blattläuse vernichten. Daher wird ein öl- und seifenhaltiges Präparat aufgetragen, das aber nicht nur Blattläuse, sondern auch Nützlinge angreift.
Erde statt Kokosfaser oder Steinwolle lautet die Devise im biologischen Paprika-Anbau. „Man hat damit dem Grundschema Rechnung getragen, dass die Pflanze und der Boden eine Einheit sein sollten, die wir nicht durchbrechen wollen. Das hat natürlich zur Folge, dass wir mit der Bewässerung ganz anders arbeiten müssen als im erdelosen Anbau“, sagt Wolfgang Palme. Bio-Betriebe verwenden im Anbau ausschließlich biotaugliche Pflanzenschutz- und Düngemittel. Wie konventionelle Betriebe verwenden sie auch Nützlinge. Die verwendeten Jungpflanzen müssen biologisch sein, Ausnahmen gibt es nicht. Sie können entweder von den Betrieben selbst gezogen oder zugekauft werden. Auch ist grundsätzlich Bio-Saatgut zu verwenden. Nur wenn dieses nicht in der gewünschten Sorte in Bio-Qualität ausreichend vorhanden ist, darf auf konventionelles ungebeiztes Saatgut zurückgegriffen werden. Diese und weitere Vorgaben werden durch die EU, sowie auch durch nationale Bio-Vereine wie zum Beispiel BIO AUSTRIA bestimmt. Zahlen zu den in Österreich biologisch angebauten Paprika werden in keiner Statistik angeführt.
> Unterscheidung im Regal - Bio-Siegel