Paprika-Ernte ist reine Handarbeit
Anders als bei anderen Gemüsesorten wie zum Beispiel Kartoffeln, sind alle Arbeitsschritte in der Paprikaproduktion reine Handarbeit. Auf die Ernte entfallen dabei etwa zwei Drittel der gesamten Arbeitszeit. Insgesamt rechnet man für eine Fläche von etwa 1.000 Quadratmetern mit etwa 600 Arbeitsstunden. Allein für die Ernte werden bei dieser Fläche also etwa 400 Stunden aufgewendet.
Die Ernte passiert laufend. Auf einem Feld kann ein- bis zweimal pro Woche geerntet werden. Je nach Betriebsgröße kann daher an fünf bis sechs Tagen pro Woche geerntet werden. Die Gärtnerinnen und Gärtner gehen dafür durch die Reihen und schneiden den Paprika mit dem Messer oder einer Schere ab.
Ertrag der Paprika-Ernte
Durchschnittlich liegt der Ertrag von Paprika in Glashausanbau bei etwa 20 bis 25 Kilogramm pro Quadratmeter. Beim Anbau im Freiland oder im Folientunnel liegt der Ertrag bei zehn bis zwölf Kilogramm pro Quadratmeter. Der Ertrag ist also deutlich geringer, gleichzeitig sind die beiden Anbauformen jedoch auch mit weniger Aufwand verbunden, da nicht beheizt und weniger geschnitten wird.
Farbe des Paprikas zum Erntezeitpunkt
Mit der Zeit wird die Paprika-Ernte immer farbenfroher. Wo früher Paprika noch grün und unreif geerntet wurde, wird er jetzt bereits „ausgefärbt“ geerntet. Vollreif wird der Paprika jedoch erst am weiteren Weg in den Verkauf, wenn er sich nicht mehr an der Pflanze befindet. Generell sinkt die Nachfrage nach grünem Paprika stetig, weshalb dieser immer weniger wird in den Regalen.
Paprika beim Direktvermarkter
Eine gute Möglichkeit, um Paprika zu kaufen und dabei gleich die Erzeugerinnen und Erzeuger kennenzulernen, ist die Direktvermarktung. Neben dem gewöhnlichen Blockpaprika werden bei Direktvermarktern oft Raritäten und selbst hergestellte Produkte mit Paprika angeboten. Solange die Qualität stimmt, finden auch unförmige und krumme Paprika ihren Platz am Marktstand.
Die Direktvermarktung spielt zudem eine besondere Rolle für den Verkauf von Freilandpaprika aus Österreich. Dieser wird in der Regel immer direkt angeboten und kommt nur selten in den österreichischen Lebensmittelhandel.
Die Reise des Paprikas in den Lebensmittelhandel
Im Schnitt ist der Paprika drei Tage unterwegs, bis er im Lebensmittelhandel ankommt. Die Dauer ist immer von der Saison und der Nachfrage abhängig. Ist die Nachfrage groß, kann es auch passieren, dass der Paprika noch am Tag der Ernte seinen Weg ins Regal findet. Davor durchläuft er verschiedene Stationen. Zuerst kommt er zur Erzeugergemeinschaft. Dort werden beschädigte Paprika aussortiert. Denn nicht alle entsprechen den Qualitätskriterien. Die Menge ist dabei abhängig von der Saison: Ist mehr Paprika vorhanden, wird auch mehr aussortiert. Auch die Nachfrage spielt eine Rolle. Zu Spitzenzeiten ist der Paprika nur kurz bei der Erzeugergemeinschaft und geht direkt – meist in verpackter Form - weiter in den Lebensmittelhandel. Ob die Kundinnen und Kunden dort eher viel oder wenig Paprika kaufen, hängt von mehreren Faktoren ab. Zu Schulbeginn ist die Nachfrage zum Beispiel etwas niedriger, da weniger Geld vorhanden ist. Während der Grillsaison und in der Mitte des Monats, wenn viele Menschen ihr Gehalt ausgezahlt bekommen, steigt die Nachfrage hingegen. Das ist auch bei anderen Lebensmitteln – nicht nur beim Paprika - bemerkbar.
Mehr Vielfalt im Lebensmittelhandel
Obwohl noch immer die blockigen Paprika boomen und nur der Spitzpaprika nachzuziehen scheint, gibt es auch im Lebensmittelhandel eine leichte Tendenz zu mehr Vielfalt. Zum Beispiel wird immer öfter auch kleiner Snackpaprika angeboten.
Paprika in der Gastronomie
Die Herkunft von Paprika in der österreichischen Gastronomie variiert stark und ändert sich von Woche zu Woche. Dies hängt unter anderem vom Preis und der Verfügbarkeit ab. Je nach Verwendung wird der Paprika in unterschiedlicher Form gekauft. Bestimmte Unternehmen verkaufen Paprika in bereits fertig geschnittener oder tiefgekühlter Form. Auch Antipasti-Ware wird oft schon als Fertigprodukt gekauft.
Paprika für die Einlege-Industrie
Paprikasalat und eingelegte Pfefferoni sind in Österreich beliebt und werden sowohl bei Direktvermarktern als auch in Supermärkten angeboten. Der Einlegepaprika für Paprikasalat ist meist roter Capia-Paprika, während für eingelegte Pfefferoni bevorzugt der Milde Spiral verwendet wird. Das Einlegen findet entweder bei kleinen Direktvermarktern statt, die die Paprika und Pfefferoni händisch einlegen oder in großen spezialisierten Betrieben.
In diesen großen Betrieben werden die Paprika und Pfefferoni Schritt für Schritt mithilfe von Maschinen verarbeitet:
Im ersten Schritt kommen die Pfefferoni und die Paprika im Betrieb an und werden genauestens geprüft. Wichtig dabei ist, dass die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln auf den Früchten nicht die gesetzlichen Höchstwerte überschreiten. Beschädigte Paprika werden aussortiert. Dann werden die Paprika gewaschen und von Stiel und Kernen befreit. Pfefferoni bleiben ganz. Bei den Pfefferoni ist es am besten, wenn diese nicht zu lange sind, damit sie noch ins Glas passen. Bei etwa zwölf bis 13 Zentimeter haben sie die perfekte Größe. Größere Pfefferoni werden in größeren Gläsern für die Gastronomie eingelegt. Bevor sie aber ins Glas kommen, werden Pfefferoni noch mit Heißwasserdampf blanchiert. Das Einlegen passiert in großen Betrieben maschinell. Je nach Produkt wird eine andere Einlegeflüssigkeit verwendet. Typische Zutaten dafür sind Essig, Süßungsmittel wie Zucker oder Saccharin, Salz, Säuerungsmittel, Gewürze und manchmal auch der Farbstoff Riboflavin. Die Zutaten hängen dann vom individuellen Produkt ab.
Sobald sich die Einlegeflüssigkeit im Glas befindet, wird das Produkt erhitzt. “Pasteurisieren” heißt dieser Vorgang, bei dem Keime abgetötet werden. Die eingelegten Pfefferoni und Paprika bleiben dadurch auch länger haltbar. Danach werden die Gläser wieder abgekühlt und kommen zur Etikettierung. Dabei überprüft ein Scanner die Gläser auf mögliche Fremdkörper und Brüche. Nachdem alle Gläser mit einem Etikett versehen wurden, werden sie auf Paletten in einem Lager aufgeschlichtet.
Eingelegter Paprika kommt oft nicht aus Österreich
Eingelegte Paprika und Pfefferoni kommen oft nicht aus Österreich. Ungarn ist häufiger das Herkunftsland der eingelegten Paprika. Neben Ungarn können die Paprika auch aus anderen Ländern wie Bosnien oder Nordmazedonien bezogen werden. Paprika aus Österreich im Einmachglas findet man hingegen nur vereinzelt bei Direktvermarktern oder kleinen heimischen Unternehmen.
Das hat mit den klimatischen Gegebenheiten in Österreich zu tun. Das Klima in Österreich eignet sich nur bedingt für den Freilandanbau. Vor allem die Spätfröste machen den Freilandbetrieben zu schaffen und sorgen für schlechtere Planungssicherheit. In anderen Ländern ist es wärmer und trockener dort kann der Paprika beinahe zu 100 Prozent im Freiland angebaut werden. Um eine Produktion von Paprika für die Einlege-Industrie innerhalb Österreichs in großem Stil zu ermöglichen, müsste man mehr Paprika im Glashaus anbauen und bräuchte mehr Arbeitskräfte. Diese sind jedoch bereits schon jetzt nicht leicht für den Gemüseanbau anzuwerben.